Zusammenfassung eines Impulsreferates von Univ.-Prof. Dr. Reinhard Kannonier anlässlich der Auftaktveranstaltung „Wels gestaltet Kultur“ – Ein Kulturleitbild für Wels am 25.09.2018.
- Ein Kulturleitbild soll nicht als Titel für Einsparungen instrumentalisiert werden
- Oft wird ein Widerspruch zwischen kreativer Spontaneität von Kunst und Kultur und einer einschränkenden Planung oder eines Leitbildes gesehen.
Aber Leitbilder entwickeln keine künstlerischen Projekte selbst, sondern definieren den Rahmen, in dem diese bestmöglich zur Entfaltung kommen können. Es ist nicht Aufgabe von Kulturpolitik, Kunst zu produzieren.
Längerfristige Ziele und Pläne stellen eigentlich einen Schutz vor kurzfristigen ökonomischen und/oder politischen Änderungen oder plötzlichen Förderungskürzungen dar. Dadurch, dass gemeinsam eine Vision entwickelt wird, erhöht sich die Autonomie von Kunst und Kultur, weil es weniger Druck gibt, der durch Förderungskürzungen erzeugt wird. - Kulturleitbilder und – entwicklungspläne haben für die Politik einen Evaluierungs- und Steuerungseffekt.
- Zentrale Punkte für die Erstellung eines Kulturleitbildes und eines Kulturentwicklungsplans:
- Wichtig ist, dass dem Kulturleitbild ein breiter Kulturbegriff zu Grunde liegt, der aber nicht beliebig ist. Es sollte alles Platz haben, was landläufig als Kultur verstanden wird, die Kunst ist hier ein Teil davon.
- Jeder technologische Wandel ist auch ein gesellschaftlicher Wandel und somit auch ein kultureller Wandel. Dieses Verständnis muss als Folie über die Entwicklung einer Vision gelegt werden. Hier muss Verständnis insbesondere für die Entwicklungen der Digitalisierung mit all ihren auch sozialen und kulturellen Folgen geschaffen werden.
- Kultur findet nicht mehr isoliert statt, sondern ist Teil aller gesellschaftlichen Bereiche. Beispiele dafür sind unter anderem der Kulturtourismus oder die Creative Industries. Beleg dafür ist auch, dass die Unterscheidung von weichen und harten Standortfaktoren nicht mehr vorgenommen werden kann. Wenn von Standortfaktoren die Rede ist, dann geht es um ein Gesamtangebot der Lebensqualität, in welchem Kultur eine immer wichtigere Rolle spielt.
- Kunst und Kultur entwickeln Methoden der Innovation. Diese sollten in mehreren Bereichen verwendet werden können.
- Ein heikles Problem ist, dass die urbane Vielfalt des Programms enorm wichtig ist, aber dass hier nicht mit der „Gießkanne“ operiert werden soll. Denn eine Verteilung nach dem Gießkannenprinzip ermöglicht keinen gesellschaftlichen Wandel. Förderpolitiken müssen auf Wandel reagieren können, ohne gleichzeitig die Vielfalt zu gefährden.
- Das wichtigste bei der Erstellung eines Kulturleitbildes, eines Kulturentwicklungsplans ist der Prozess, der dorthin führt. Je grösser die Einbindung und Teilhabemöglichkeit, desto höher ist die Akzeptanz. Dieser Prozess ist unbedingt auch als ein Stadtentwicklungsprozess zu sehen.
- Wichtig ist die Nachhaltigkeit im Alltag und dass es eine spürbare Qualitätsversbesserung gibt.
- Vermittlung ist ein Schlüsselwort! Und auch hier muss genau darauf geachtet werden, wo sind Stärken und Schwächen des Kulturangebotes, wo kann Vermittlung zur Verbesserung beitragen. Beachtung sollen vor allem die Schwächen finden.
- Und zum Schluss die Qualitätsdebatte. Es muss zwischen Qualität und Geschmack unterschieden werden. Und die Politik muss sich klar sein, dass dort, wo öffentliche Mittel eingesetzt werden, die Menschen nicht unterfordert werden dürfen.