Die Statutarstadt Wels ist die zweitgrößte Stadt Oberösterreichs nach der Landeshauptstadt Linz und die achtgrößte Stadt in Österreich. Die Einwohnerzahl betrug Anfang 2016 knapp 60.400 Personen.
Wels erlebte in historischer Zeit zwei Blütezeiten, während der Römerzeit und im ausklingenden Mittelalter. In heutiger Zeit bewirkte die verkehrsgünstige Lage an Westbahn und Westautobahn den Aufstieg zu einer Industrie- und Messestadt.
1. Geschichte der Stadt
Urgeschichte
Die durch Funde belegte Geschichte der Stadt Wels beginnt in der Jungsteinzeit (ca. 5500 v. Chr.). Aus dieser Zeit stammen Steinäxte und andere Geräte. Auch in der Kupfer- und Bronzezeit war das Gebiet von Wels besiedelt, die größte Fundgruppe bildet das urnenfelderzeitliche Gräberfeld auf dem Welser Flughafen. Fundstellen aus Wels und Umgebung belegen auch eine Besiedlung in keltischer Zeit.
Römerzeit
Einen ersten Höhepunkt erlebte Wels zur Römerzeit. Wie auch heute bedingte die gute verkehrstechnische Lage (Kreuzung dreier wichtiger Handelsstraßen, Traunübergang) die rasche Entwicklung zu einem wichtigen Wirtschaftsstandort. Ende des 1. Jahrhunderts nach Christus gegründet, wurde Ovilava schon im 2. Jahrhundert zum Municipium (autonome Stadt) erhoben. Im 3. Jahrhundert erfolgte der weitere Aufstieg mit der Verleihung des Titels Colonia und Ovilava wurde mit einer Stadtmauer, der zweitlängsten nördlich der Alpen, geschützt. Die Einwohnerzahl wird zu dieser Zeit aufgrund der Grabungsergebnisse auf etwa 8.000 geschätzt. Im 4. Jahrhundert war die Stadt Ovilava auf dem Höhepunkt ihrer Macht, denn im Zuge der Verwaltungsreform des Kaisers Diocletian wurde sie zur Provinzhauptstadt erhoben.
Die Überreste aus römischer Zeit finden sich vor allem im Gebiet der Innenstadt, zahlreiche Grabungen in den letzten Jahrzehnten brachten prächtige Wohnhäuser und Thermen, Straßen und Teile der Stadtmauer, sowie Gräber zum Vorschein. Die sie begleitenden Funde erlauben uns Einblicke in nahezu alle Aspekte des römischen Lebens.
Mit dem Abzug der romanischen Bevölkerung am Ende des 5. Jahrhunderts beginnt auch der Niedergang der Stadt. In den folgenden Jahrhunderten dürfte die Stadt nur mehr gering bevölkert gewesen sein. Spuren der damaligen Bevölkerung finden sich vor allem in den bajuwarischen Gräbern, die vereinzelt im Stadtgebiet zu Tage kamen.
Mittelalter und Neuzeit
Der erneute Aufstieg der Stadt im Mittelalter begann um 800. Auf die ersten Erwähnungen folgte bald das Marktrecht. 1222 wird Wels erstmals wieder als Stadt bezeichnet. In jene Zeit fällt die Errichtung zahlreicher Gebäude, die auch heute noch das Stadtbild prägen wie etwa die Stadtmauer und der Stadtplatz, die Stadtpfarrkirche und das Minoritenkloster und natürlich die Burg Wels. 1326 wird erstmals das Lederertor, der Vorläufer des Ledererturms – heute das Wahrzeichen der Stadt, erwähnt.
Eine Hochblüte erlebte die Stadt im 16. Jahrhundert. Die Stadt war einer der liebsten Aufenthaltsorte des Kaisers Maximilian I. und erhielt durch ihn zahlreiche Vergünstigungen. Handel und Handwerk, aber auch Kunst und Kunsthandwerk gediehen prächtig. Die Bürgerhäuser mit ihren Arkadenhöfen zeugen noch heute vom damaligen Reichtum der Stadt. Die Gegenreformation und eine verheerende Brandkatastrophe infolge militärischer Auseinandersetzungen im Rahmen der Bauernkriege bedeuteten einen folgenschweren Einbruch in der Entwicklung der Stadt. Die Stadt brauchte lange, um den vorherigen Entwicklungsstand wieder zu erreichen.
Erst mit der Errichtung der Pferdeeisenbahn und später der Eisenbahn begann ein erneuter Aufstieg im Rahmen der Industrialisierung. Zahlreiche Firmen und Fabriken, die zum Teil heute noch tätig sind, wurden ab der Mitte des 19. Jahrhunderts gegründet. Zudem wurden zahlreiche Großbauten wie etwa die Dragonerkaserne oder das Krankenhaus errichtet.
Nach dem ersten Weltkrieg folgte die Gründung der Welser Heimstätte und eine Zeit großer Bauvorhaben auf dem Wohnbausektor. Während des zweiten Weltkrieges wurden mehrere Umlandgemeinden eingemeindet und somit das Stadtgebiet vergrößert.
Auf die Krisenzeit nach Kriegsende folgte bald eine Zeit des Aufschwungs. Straßen- und Bahnanalagen wurden aus- und neugebaut, Kindergärten sowie höherbildende Schulen gegründet. Der Wohnungsbau boomte wieder. Zudem wurden zahlreiche öffentliche Einrichtungen wie die Volkshochschule, die Landesmusikschule oder die Stadtbücherei ins Leben gerufen. Höhepunkt der wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Entwicklung war 1964 die Verleihung eines eigenen Statuts.
Historisches Erbe
Die Stadt Wels verfügt somit über ein reiches historisches Erbe, das es zu bewahren und zu zeigen, sowie fortlaufend wissenschaftlich zu erschließen gilt.
Diese Aufgabe hat Wels nicht immer erfüllt. Denn noch in den 50er und 60er Jahren wurden historische Bauwerke wie der Semmelturm oder die Bernardinkirche geschleift und die archäologischen Fundstellen der Stadt nur fragmentarisch untersucht.
In den späten 70er Jahren erfolgte ein allmähliches Umdenken. Mit Hilfe des Altstadterhaltungsfonds wurde die Revitalisierung der historischen Altstadt in Angriff genommen und auch archäologische Grabungen wurden vermehrt durchgeführt.
Der Wunsch nach der Erhaltung des historischen Erbes auf der einen Seite und nach modernen Wohn- und Geschäftsbauten auf der anderen führt jedoch manchmal zu Konflikten. Hier ist es wichtig, dass beide Seiten miteinander kooperieren und versuchen Kompromisse zu finden.
Beim Thema historisches Erbe ist es notwendig nicht nur an Gebäude zu denken, die unter Denkmalschutz stehen. Vielmehr gibt es viele Gebäude die nicht geschützt sind, die aber dennoch wesentlich zur Identität der Stadt beitragen und von vielen Bewohnern als erhaltenswert eingeschätzt werden. Daher gab und gibt es immer wieder private Initiativen wie etwa durch den Musealverein Wels oder die Initiative Denkmalschutz die sich der Bewahrung dieser Bauten widmen.
Unterstützung erhalten diese Initiativen durch die sogenannte „Faro-Konvention“, die Österreich 2015 ratifiziert hat. Diese definiert den Begriff des Kulturerbes neu und hebt den gesellschaftlichen Wert hervor, den dieses für den Menschen darstellt. Zudem fördert dieses Rahmenübereinkommen die gänzliche Einbindung der Gesellschaft in alle Prozesse rund um das Kulturerbe.
Für die Stadt Wels ist es wichtig, sich der Erforschung und Bewahrung ihrer Geschichte und deren Zeugnissen zu widmen, denn die Erfassung ihrer Wurzeln ist eine wichtige Voraussetzung für die weitere kulturelle Entwicklung einer Stadt.
2. Wirtschaft und Image
Welser Wirtschaft
Wels besitzt überregional den Ruf als Messestadt und attraktiver Wirtschaftsstandort.
Die Messe Wels verzeichnet in den letzten Jahren kontinuierliche Wachstumszahlen und liegt bei der Kennzahl der "verkauften Hallenfläche" auf Platz 1 in Österreich. Jährlich werden über 200 Veranstaltungen durchgeführt.
In Wels beschäftigen rund 5.700 Betriebe ca. 41.000 Arbeitnehmer. Der größte Wirtschaftssektor ist der Dienstleistungsbereich und hier vor allem der Handel, ein weiteres wichtiges Standbein ist die Industrie, vor allem die Maschinen- und Metallwarenindustrie. Durch die verkehrsgünstige Lage der Stadt ist auch die Logistikbranche stark vertreten.
Wels wurde zudem über lange Zeit als Einkaufsstadt beworben, doch entspricht diese Selbsteinschätzung nicht mehr der Wirklichkeit. Es entsteht der Eindruck, dass viele Leerstände und ein fehlender Branchenmix dazu beitragen, dass die Innenstadt an Attraktivität verliert. Auch die Einkaufszentren an den Stadträndern verstärken diesen Eindruck.
Marke Wels
Die Stadt Wels wurde in den letzten Jahren unter verschiedenen Slogans vermarktet, darunter "Wels hat's in sich", "Wels verführt", "Wels die Stadt voller Impulse", doch legten alle diese Vermarktungsstrategien die Schwerpunkte auf den Handel, die Messe und die Wirtschaft.
Gerade wurde ein neues Logo der Stadt mit einem neuen Slogan eingeführt. Dieser lautet "Wels pulsiert, verbindet, ermöglicht".
Die zugehörige Imagebroschüre zeigt sehr gut, wofür Wels in Zukunft stehen möchte. Die großen Themen sind: eine historische Stadt gefüllt mit jungem Leben (hier liegt der Schwerpunkt vor allem auf Gastro, Shopping und großen Events v.a. aus dem Fest- und Sportbereich), eine Stadt zum Wohlfühlen (Erholung in der nahen Natur, Sportangebot und Freizeiterlebnis) und der Wirtschafts-, Bildungs- und Messestandort Wels.
Kaum Erwähnung finden in dieser Imagebroschüre jedoch die zahlreichen kulturellen Veranstaltungen der Stadt, denn die Stadt legt den Fokus mehr auf Business Touristik. Dies war auch in der Vergangenheit sehr oft der Fall, was dazu geführt hat, dass das Kulturangebot von Wels sowohl regional als auch überregional kaum im Bewusstsein der Menschen verankert ist und die Stadt kaum kulturelle Ausstrahlung hat.
Unter den, vor Kurzem präsentierten, 48 geplanten Maßnahmen für die Zukunft der Stadt ist Kultur so gut wie nicht vertreten.
Kultur als Mehrwert
Im Wettbewerb der Wirtschaftsstandorte untereinander werden sogenannten "weiche Standortfaktoren" immer wichtiger.
Es reicht heute nicht mehr aus, über eine gute verkehrstechnische oder bauliche Infrastruktur zu verfügen. Denn die Grundlage eines wirtschaftlichen Betriebes sind natürlich seine Mitarbeiter und diese legen bei der Wahl ihres Arbeitgebers und damit einhergehend ihres Wohnortes zunehmend Wert darauf, dass an diesem Ort das Gesamtangebot passt. Dieses umfasst nicht nur Grundstückspreise, Verkehrsanbindung und Bildungsangebot, sondern auch Shopping, Freizeiteinrichtungen und Sportmöglichkeiten, sowie eben Kunst- und Kulturangebote.
Eine Stadt, die Wert auf die Entwicklung einer vielfältigen und attraktiven Kulturszene legt und dies auch nach außen transportiert, kann sich somit einen entscheidenden Standortvorteil gegenüber anderen Städten verschaffen.
Gleiches gilt auch für den Tourismus. Kulturangebote werden vom Tourismus immer mehr wahrgenommen. Vor allem der Städtetourismus und der Kultureventtourismus sind sehr stark nachgefragt. Wichtig dabei ist, dass Kultur und Tourismus zusammenarbeiten, ihre Inhalte abstimmen, zielgruppenorientiert arbeiten und gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit betreiben.
Das Zusammenspiel von Kultur und Tourismus kann somit eine Wertschöpfung für die Stadt bewirken.
Auch "Wels die Einkaufsstadt" könnte von einem erweiterten Kulturangebot profitieren. Hier ist vor allem Kunst und Kultur im öffentlichen Raum zu nennen. Denn diese kulturellen Aktivitäten führen zu einer Attraktivierung des öffentlichen Raumes, erhöhen die Aufenthaltsdauer und bringen mit ihrem Publikum zugleich Käufer in die Stadt.
Abschließend ist zu sagen: Kultur sollte ein wichtiger Punkt im Gesamt-Leitbild einer Stadt sein, denn spezielle kulturelle Inhalte sind ein wichtiger Faktor im Imageaufbau.
3. Kulturraum Wels
Wels hat ein vielfältiges Kulturangebot.
In der Stadt sind aktuell über 100 Kulturvereine und –gruppierungen ansässig (genaue Auflistung siehe Anhang A), jedoch treten nicht alle kulturell aktiv in Erscheinung. Dazu kommen noch zahlreiche Künstler, Literaten, Komponisten etc. die keiner dieser Vereinigungen angehören. Ebenso zu erwähnen sind jene Personen, die nicht selbst künstlerisch tätig sind, jedoch an der Gestaltung von Kulturprogrammen beteiligt sind.
Einzugsgebiet und Zielgruppen
Eine kulturelle Leitfunktion innerhalb der Kulturregion Wels nimmt die Stadt in einem Umkreis von ca. 25 Kilometern ein. In diesem unmittelbaren Einzugsgebiet liegt die Einwohnerzahl bei rund 300.000 Personen.
Die aktuellen Einwohnerzahlen (Stand 1.1. 2016) des direkten Umfeldes betragen für die Stadt Wels ca. 60.400 Personen und für den Bezirk Wels-Land ca. 70.200 Personen.
Als potentielles Einzugsgebiet für kulturelle Aktivitäten gilt ein Radius von ca. 50 Kilometern. Dieser umfasst nahezu das gesamte Bundesland Oberösterreich und damit eine Einwohnerzahl von ca. 1.450.000 (Stand 2015) (Karte dazu siehe Anhang B).
Statistiken belegen, dass etwa 50 Prozent der Bevölkerung als potenzielle Kulturinteressenten anzusehen sind (damit ist aber etwa auch der Fernseh- und Filmkonsum gemeint, die Zahl der tatsächlichen Vielnutzer, also jener die tatsächlich die Angebote wahrnehmen liegt zwischen 5 und 10 Prozent).
Diese finden im oberösterreichischen Zentralraum hervorragende Verkehrsverbindungen vor. Zu erwähnen ist hier besonders die neue S-Bahn, die seit Anfang Dezember 2016 in Betrieb ist. Diese bietet, über den Verkehrsknoten Linz, eine zusätzliche attraktive Möglichkeit nach Wels zu gelangen.
Eine bedeutende Verbesserung für die Welser Bürger wird in Zukunft der Abendbus darstellen. Dieser soll, nach großer Zustimmung bei der Bürgerumfrage, wahrscheinlich im Laufe des Jahres 2017 eingeführt werden. Mit der Erweiterung der Betriebszeiten der Welser Buslinien bis etwa 22.45 Uhr wird es für Welser, die auf die öffentlichen Verkehrsmittel angewiesen sind, leichter, Veranstaltungen auch am Abend zu besuchen.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass bei einer potenziellen Konsumentengruppe von ca. 700.000 Personen jedes Kulturangebot genügend Interessenten finden kann, was letztendlich auch die Förderung von Kulturangeboten abseits des "Mainstreams" rechtfertigt.
Spezial-Zielgruppe Schüler
Wels hat zahlreiche kulturelle Angebote sowie Vermittlungsprogramme die auf Schulgruppen ausgerichtet sind. Zu erwähnen sind hier beispielsweise das "Internationale Welser Figurentheaterfestival", das "Internationale Jugend Medien Festival YOUKI", diverse Angebote des Programmkinos und die museumspädagogischen Programme der städtischen Museen.
In Oberösterreich besuchten im Schuljahr 2015/2016 ca. 165.000 Schüler in fast 11.000 Klassen die diversen Schulen, angefangen von der Volksschule über die NMS bis hin zu den AHS und BHS (Detailzahlen siehe Anhang C).
Allein aufgrund ihrer zahlenmäßigen Größe kommt daher gerade dieser Zielgruppe eine besondere Bedeutung bei der Gestaltung zukünftiger Kultur- und Vermittlungsangebote zu. Durch die besonders günstige Lage von Wels umfasst das Einzugsgebiet für diese Zielgruppe tatsächlich ganz Oberösterreich. Wie das mittlerweile eingestellte Festival Lesetopia zeigte, ist bei entsprechend attraktiven Angeboten, die zielgruppengenau beworben werden können, sogar eine Ausdehnung des Einzugsgebietes noch über das Bundesland hinaus möglich.
Eine aufgrund des geringeren Einzugsbereiches nicht so große, aber dennoch nicht zu vernachlässigende Gruppe bilden auch die Kindergartenkinder. So besuchten im Jahr 2015/2016 etwa 1800 Kinder die Welser Kindergärten (Detailzahlen siehe Anhang C). Auch für die kleinsten Kultur-Konsumenten gibt es speziell abgestimmte Angebote, etwa beim "Figurentheaterfestival" oder durch die Welser "Jeunesse".
Die Zielgruppe der Kinder und Jugendlichen ist zudem die wichtigste Gruppe wenn es um das Thema Kulturvermittlung geht.
"Kulturelle Bildung" von Kindern und Jugendlichen ist eine zentrale Aufgabe der Bildungs- gemeinsam mit den Kultureinrichtungen. Dabei geht es zum einen darum die individuellen Kreativpotenziale der Kinder zu fördern, zum anderen darum die Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur zu vermitteln. Denn diese fördert wichtige Schlüsselkompetenzen (kritisches Denken, Sprachfähigkeit, Medienkompetenz etc.) ebenso wie die Persönlichkeitsentwicklung.
Wichtig dabei ist eine enge Zusammenarbeit zwischen den Bildungs- und Kultureinrichtungen, sodass gemeinsame Projekte entwickelt werden, die genau auf die Kinder abgestimmt sind.
Ein Schritt in diese Richtung könnte daher die Zusammenlegung der Abteilung "Kultur und Bildung" mit der Abteilung "Kinderbetreuung" sein. Die bisherige Trennung der Abteilungen wurde in der Vergangenheit bereits kritisiert und eine stärkere Zusammenarbeit im Bereich der kulturellen Bildung gefordert. Die neue Abteilung "Bildung und Kultur" wird hier möglicherweise weitere positive Synergien hervorbringen.
Sondersituation Wels – Linz
Die geographische Nähe zur Landeshauptstadt Linz (30 km) ist mitunter eine besondere Herausforderung. Linz besitzt etwa 3,5 mal so viele Einwohner wie Wels und damit einhergehend eine beträchtlich höhere Finanzkraft.
Linz hat zudem in den vergangenen Jahren große – und durchaus erfolgreiche – Anstrengungen unternommen, sein Image von einer Industriestadt in das einer Kulturstadt mit überregionaler Bedeutung zu verwandeln.
Erkennbar ist dies auch in den Budgetzahlen. Während Wels im OH 2017 nicht einmal 2 Prozent für Kultur ausgibt, sind es in Linz knapp über 5 Prozent.
Zu erwähnen ist auch die ausgezeichnete Verkehrsverbindung zwischen Linz und Wels. Eine Fahrt, egal ob mit dem Auto oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln, dauert maximal 30 Minuten, eine Fahrtzeit die der von einem Wiener Außenbezirk in die Innenstadt gleichzusetzen ist.
Alle diese Faktoren führen natürlich zu einem gewissen Abfluss der Kulturkonsumenten Richtung Linz.
Jedoch könnte die gute Verkehrsanbindung genauso gut auch für Wels ein Vorteil sein, denn ebenso schnell wie jemand aus Wels nach Linz gelangt, gelangt er auch von Linz nach Wels. Nötig dazu ist jedoch eine klar erkennbare kulturelle Positionierung der Stadt, mit einzigartigen Veranstaltungen, die Publikum von außerhalb nach Wels "locken".
Kulturelle Infrastruktur
Bei der Erhebung der kulturellen Infrastruktur, also der Veranstaltungs- und Ausstellungsräume, stellt sich ein überraschend großes Angebot dar (genaue Auflistung siehe Anhang D).
So gibt es 13 ständig und weitere 20 zeitweise kulturell genutzte Veranstaltungsstätten, sowie 16 ständig und 2 zeitweise genutzte Ausstellungsräumlichkeiten in der Stadt. Diese Liste erhebt natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit, vor allem im Privatbereich ist ein genauer Überblick schwierig.
Die Ausstattung der Stadt Wels mit Veranstaltungs- und Ausstellungsräumen ist also sowohl in quantitativer Hinsicht als auch in der Vielfalt der Räume sehr gut. Zudem liegen die meisten Räume im Bereich der Innenstadt und sind damit auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln sehr gut erreichbar.
Problematisch ist jedoch die Finanzierung. Mit der Errichtung eines Gebäudes alleine ist es nicht getan. Eine gute Betriebsführung, professionelles Marketing und die Erhaltung eines zeitgemäßen technischen Equipments verursachen Folgekosten. So kommt es, dass das notwendige qualifizierte Personal nicht in ausreichendem Maße vorhanden ist und notwendige Erneuerungen von Ausstattung und Geräten nicht möglich sind.
Dieser Umstand behindert vielfach die Qualität der Umsetzung und eine optimale Auslastung der Räume.
Eine weitere Problematik ist die Kenntlichkeit der Veranstaltungsstätten. An vielen Orten fehlt eine deutlich sichtbare Kennzeichnung, ideal wäre hier eine über die ganze Stadt einheitliche, die anzeigt, dass es sich um einen Kultur-Ort handelt.
Zudem sind leider etliche Veranstaltungsstätten bedingt durch die baulichen Gegebenheiten (Altbauten, Denkmalschutz, etc.) nicht absolut barrierefrei. So stehen etwa im Stadttheater die Plätze für Rollstuhlfahrer nur nach Voranmeldung zur Verfügung, im "Kornspeicher" fehlt der Zugang für Behinderte ganz.
Abschließend kann gesagt werden, dass Wels in Punkto räumlicher kultureller Infrastruktur gut aufgestellt ist, jedoch eine ständige Evaluierung erforderlich ist.