Chronologische Darstellung der Stadtgeschichte Wels
Zeit | Beschreibung |
3500 v. Chr. | Bereits in der Jungsteinzeit um ca. 3500 v. Chr. ist im Raum Wels eine Besiedlung nachweisbar. Beile, Lochäxte, Feuersteinmesser und Keramikreste, die im Stadtmuseum präsentiert werden, beweisen das Vorhandensein einer neolithischen Siedlung, deren genauer Standort jedoch nicht bekannt ist. In der Jungsteinzeit war der Mensch bereits sesshaft und betrieb Viehzucht und Ackerbau. Als Wohnung diente das geräumige rechteckige Holzpfostenhaus mit einer Flechtwerkwand, die mit Lehm überstrichen war. Welches Volk in der Jungsteinzeit in unserem Gebiet lebte, ist leider nicht bekannt. Das erste nachweisbare Volk waren die Illyrer, welche etwa 1000 v. Chr. in das Alpen-Donaugebiet einwanderten. |
400 v. Chr. | Um etwa 400 v. Chr. kamen keltische Stämme unter der Führung des Stammes der Noriker in den besagten Raum und verdrängten die Illyrer in das Alpengebiet. Der keltische Stammesverband bildete nun das keltische Königreich Noricum, welches die heutigen Bundesländer Oberösterreich, Salzburg, Steiermark, Osttirol, das westliche Niederösterreich bis zum Wienerwald, Kärnten und einen kleinen Teil des heutigen Sloweniens umfasste. Noricum grenzte im Süden an das römische "imperium", mit dem es nun rege Handelsbeziehungen hatte. |
15 v. Chr. | Im Jahre 15 v. Chr. begannen die Römer unter Kaiser Augustus die Reichsgrenze nach Norden zu verlegen, wobei das keltische Noricum dem römischen Reich einverleibt und 41 - 54 n. Chr. unter Kaiser Claudius offiziell zur römischen Provinz gemacht wurde. Wels hat in dem nun römischen Noricum eine besondere Rolle gespielt. Schon unter Kaiser Hadrian (117 - 138 n. Chr.) wurde die ehemals keltische Siedlung zur Stadt (municipium) mit dem vollen Namen "Municipium Aelium Ovilava" erhoben. Wels war nun der städtische Mittelpunkt südlich der Donau. Zum Schutze der durch die Markomannen und Quaden dauernd bedrohten Nordgrenze wurde um ca. 170 n. Chr. eine größere Militäreinheit, die zweite italische Legion, nach Lauriacum (Enns) verlegt. Der Kommandant dieser Legion war gleichzeitig Statthalter von Noricum und hatte seinen Sitz zeitweise in Wels. Von Virunum (im Zollfeld bei Klagenfurt), der offiziellen Hauptstadt Noricums, verlegte man nun einen Teil der Ämter nach Wels. Unter Kaiser Caracalla (211 - 217 n. Chr.) erfolgte die Erhebung der Stadt zur Großstadt, deren voller Name nun "Colonia Aurelia Antoniniana Ovilava" lautete. Nach der Teilung der Provinz unter Kaiser Diocletian um ca. 300 n. Chr. wurde Wels die Hauptstadt von Ufernoricum (Noricum ripense). Im späten 4. Jahrhundert bzw. Anfang des 5. Jahrhunderts war schon ein Großteil der Bevölkerung christlich. Der interessante Grabstein der ursa im Stadtmuseum Wels dokumentiert dieses frühe Christentum. Im Jahre 488 war die Provinz Noricum nicht mehr zu halten und wurde aufgegeben. Das einst blühende Wels versank in die Bedeutungslosigkeit. |
ca. 600 n. Chr. | Um ca. 600 n. Chr. wanderten die Baiern in die ehemals römische Provinz ein und errichteten in der Südostecke der vormals römischen Stadt eine Siedlung, die 776 als "castrum uueles" erstmals urkundlich erwähnt wird. Die Siedlung Wels, welche durch Kauf vom Hochstift Würzburg an die Babenberger kam, bezeichnete Leopold VI. im Jahre 1215 als sein "Markt Wels", der schließlich 1222 zur Stadt wurde, da in diesem Jahr Wels als "civitas" (lat. Stadt) genannt wird. Etwa zur gleichen Zeit dürfte Wels aus dem grundherrschaftlichen Verband der Burgvogtei ausgeschieden und zu einem eigenen Gemeinwesen geworden sein. Nach den Babenbergern und dem kurzen Intermezzo unter Ottokar von Böhmen gelangte die Stadt schließlich in den Besitz der Habsburger, denen sie zahlreiche Privilegien zu verdanken hatte, da Wels natürlich für die Landesfürsten von wirtschaftlichem Interesse war. Die Bedeutung des Welser Wochenmarktes für den Landesfürsten wird augenscheinlich durch die Markturkunde Herzog Friedrichs vom Jahre 1328. Dieser verfügte die Verlegung des Wochenmarktes von Samstag auf Mittwoch. Später im 15. Jahrhundert jedoch, es dürfte sich diese Anordnung von 1328 nicht ganz bewährt haben, wird wieder der Samstag und ergänzend als zweiter Wochenmarktstag der Dienstag erwähnt. Die Urkunde von 1328 befindet sich im Besitz der Stadt Wels und dokumentiert das alte Welser Marktrecht Die Mehrzahl der Privilegien stammt aus der Zeit Rudolfs IV. (des Stifters) und Herzog Albrechts III. Als Beispiel sei die Befreiung von der Getränkesteuer, die damals als "Ungeld" bezeichnet wurde, durch Herzog Rudolf IV. für die Ausschank und die Zufuhr im Stadtbereich erwähnt. Ein weiteres Beispiel ist das Privileg Albrechts III., welches der Stadt durch den Herzog am 28.4.1372 verliehen wurde. Es war dies das sog. Stapelrecht, welches bedeutete, dass alles Holz, das auf der Traun transportiert wurde und seinen Weg über Wels nehmen musste, den Welser Bürgern 3 Tage lang zum Kauf anzubieten sei. Dieses Recht war für Wels ein großer Vorteil, da im Gebiet zweier Nebenflüsse der Traun, der Alm und der Vöckla, sich damals noch ausgedehnte Waldungen befanden, welche das geschlagene Holz lieferten, das dann in großen Mengen seinen Weg über Wels nahm und den Welser Vollbürgern, die in ihrer Gesamtheit die "St. Nicolaj-Zeche und Bruderschaft der bürgerlichen Flößer und Holzhändler" bildeten, zum Kauf angeboten werden musste. Die Zeche durfte dann das Holz mit Gewinn weiterverkaufen. Die Geschicke der Stadt leitete im Mittelalter ein von der Bürgerschaft gewählter Stadtrat, aus dessen Mitte der Stadtrichter gewählt und dem Landesfürsten zur Bestätigung vorgeschlagen wurde. Dieser verlieh dem Stadtrichter den Blutbann, die Gerichtsbarkeit über Leben und Tod. Der Stadtrat bestellte außerdem noch den Stadtschreiber und die Verwalter der städtischen Ämter. Ab dem 16. Jahrhundert gab es neben dem Stadtrichter den Bürgermeister, der ebenfalls vom Stadtrat aus dessen Mitte gewählt wurde und die oberste Verantwortung für die Geschicke der Stadt trug. |
1500 | Im 16. Jahrhundert gewann die Reformationsbewegung in Wels schnell an Boden, sodass bald ein Großteil der Bürger protestantisch war. Auch der Adel nahm die neue Religion an, unter ihnen das bedeutende Geschlecht der Polheimer, die in Wels ein Stadtschloss besaßen, das heute noch existiert. Die Reformation war auch der Grund dafür, dass das 1280/83 durch Bischof Weikhard von Polheim gegründete Minoritenkloster im 16. Jahrhundert praktisch aufgelassen wurde, da dem Kloster die Lebensgrundlage entzogen wurde. Das 16. Jahrhundert war für die Stadt Wels eine Zeit der wirtschaftlichen Blüte, der Handel florierte, jedoch gab es in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts auch ein trauriges Ereignis. Am 12. Jänner 1519 zwischen 3 und 4 Uhr morgens starb Kaiser Maximilian I. in der Burg zu Wels. Er wurde auch der letzte Ritter genannt, denn erlebte an der Schwelle zwischen ausgehendem Mittelalter und der Renaissancezeit. Der Kaiser hielt sich oft in Wels auf und die Stadt verdankt ihm so manches Privileg. Ende des 16. Jahrhunderts war der Beginn der Gegenreformation, die im 17. Jahrhundert eine große Auswanderungswelle vermögender protestantischer Welser Bürger bewirkte. Dieser Umstand, die Bauerkriege von 1626, welche den Brand der Vorstädte verursachten, und die negativen Auswirkungen des 30-jährigen Krieges (z.B. Quartierlasten von durchziehenden Truppen) führten zu einem wirtschaftlichen Niedergang, von dem sich die Stadt nur sehr langsam erholte. Das 18. Jahrhundert brachte in baulicher Hinsicht eine wesentliche Barockisierung des inneren Stadtbereiches, an der die Bau- und Maurermeister Johann Michael Prunner und Wolfgang Grinzenberger maßgeblich beteiligt waren. Die schöne Barockfassaden des Stadtplatzes erinnern an diese Zeit. |
1800 | Im 19. Jahrhundert machte die Technik bereits große Fortschritte und ließ auch Wels nicht unberührt. Der Fluss Traun als alter Verkehrsweg verlor seine Bedeutung, da nun die Eisenbahn die Transporte übernahm. Der Bau der Pferdeeisenbahn der Strecke Budweis-Linz-Wels-Gmunden 1835/36 brachte die Stadt mit diesem Verkehrsmittel in Berührung. Man ersetzte dann schließlich auf der Strecke Linz-Wels-Gmunden die Pferde durch Dampflokomotiven. Die ersten Probefahrten mit einer Dampflokomotive erfolgten 1854 und am 1.5.1855 wurde der fahrplanmäßige Zugsverkehr mit Dampflokomotiven auf dieser Strecke aufgenommen. Der Schienenstrang verlief über den Kaiser-Josef-Platz. Im Jahre 1859 stellte man den Zugsverkehr auf der Strecke Linz-Wels-Lambach ein, da der Bau der Kaiser-Elisabeth-Bahn, der heutigen Westbahn, diese Route überflüssig machte. |
1850 | In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden zahlreiche Industriebetriebe. Damals wurden auch drei der vier Tortürme der Stadtbefestigung geschleift, der Stadtgraben zugeschüttet und die Ringstraße angelegt. Als einziger Torturm blieb der Ledererturm übrig, der zum Wahrzeichen der Stadt wurde; Wels hatte jedoch seinen mittelalterlichen Charakter verloren. Der bedeutendste Bürgermeister jener Zeit war Dr. Johann Schauer (1887-1914), dem die Stadt ihren rasanten Ausbau zu verdanken hat. Im Jahre 1878 erfolgte die Gründung des Welser Volksfestes durch Welser Bürger und Gewerbetreibende, wodurch Wels zur Messestadt wurde. |
1900 | Die beiden Weltkriege des 20. Jahrhunderts machten natürlich auch Wels schwer zu schaffen. Bürgermeister in der schweren Zeit des 1. Weltkrieges war Camillo Schulz (1914-1918), der die damalige Lebensmittelknappheit zu bekämpfen suchte und sich bei der Versorgung der Stadt besondere Verdienste erwarb. Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich 1938 wurde das heutige Stadtgebiet durch die Eingemeindung der bisher selbständigen Gemeinden Pernau, Lichtenegg und Puchberg geschaffen. Der 2. Weltkrieg verschonte leider auch die Stadt Wels nicht. In den Jahren 1944 und 1945 erfolgten Bombenangriffe auf Wels, die arge Zerstörungen anrichteten. Bei diesen Angriffen wurden 286 Häuser gänzlich zerstört, 437 weitere erlitten Schäden verschiedenen Ausmaßes. |
nach 1950 | Die Nachkriegszeit stellte die Stadt natürlich vor große Probleme. Ehemalige KZ-Häftlinge, die durch Wels zogen, brachten den Flecktyphus. Die Stadt musste Maßnahmen zur Bekämpfung dieser Seuche ergreifen. Ein anderes Problem waren die Fremdarbeiter, von denen ein Teil in Wels geblieben war, die Volksdeutschen, die Heimatvertriebenen und Reichsdeutschen. Zum Teil wurden sie zurückgeführt oder wanderten aus, manche blieben in Wels. Große Schwierigkeiten gab es auch bis 1948 bei der Versorgung der Stadt mit Bedarfsgütern. Dann aber zeichnete sich bereits ein Aufschwung ab. Mit Rechtsanwalt Dr. Koss, der am 11.11.1949 zum Bürgermeister gewählt wurde, ging es in Wels wiederum bergauf. Unter seinem Nachfolger Bürgermeister Leopold Spitzer erfolgte am 18. Jänner 1964 die Verleihung des Statutes in der Stadthalle. Wels war somit zur Statutarstadt aufgestiegen. |