Armutsfalle Energiepreiserhöhung - Hilfsfonds fĂŒr Betroffene
Tanken ist durchschnittlich um mehr als 30 Prozent teurer geworden, beim Heizöl betrĂ€gt die Steigerung sogar ĂŒber 40 Prozent. Die Regulierungsbehörde E-Control rechnet bei den Netzentgelten darĂŒber hinaus mit Mehrkosten von rund 21 Euro pro Jahr fĂŒr Strom und zwölf Euro pro Jahr fĂŒr Gas.
Der Preisanstieg kommt bei vielen Kunden verzögert an, da die eww Gruppe frĂŒhzeitig groĂe Energiemengen zu gĂŒnstigen Konditionen beschafft hat. Aus diesem Grund bleiben die Preise fĂŒr bereits bestehende Kunden bei Strom und Gas in diesem Winter unverĂ€ndert. Der Strompreis fĂŒr Stammkunden betrĂ€gt abhĂ€ngig vom jeweiligen Tarif weiterhin rund 0,08 Euro pro Kilowattstunde (kWh), der Gaspreis rund 0,035 Euro pro kWh. Anders wirkt sich der Energiepreisanstieg bei Neukunden aus. FĂŒr Neukunden musste der Strompreis bereits von rund 0,08 Euro auf rund 0,17 Euro pro kWh, und der Gaspreis von rund 0,035 Euro auf rund 0,072 Euro pro kWh erhöht werden. Von Energiepreiserhöhungen sind auch all jene Kunde betroffen, deren SondervertrĂ€ge Ende des Jahres ablaufen und die sich nicht frĂŒhzeitig neu eingedeckt haben.
Geht man von einem durchschnittlichen Jahresstromverbrauch von 3.000 kWh aus, so kommt es zu monatlichen Mehrkosten von rund 26 Euro inklusive Umsatzsteuer.
Seit dem zweiten Halbjahr 2021 verteuert sich auch der Preis fĂŒr Erdgas, vor allem in den vergangenen Wochen des abgelaufenen Jahres. Experten erwarten eine Abflachung der Preisentwicklung im FrĂŒhjahr. FĂŒr Neukunden der eww Gruppe mit einem Jahresverbrauch von 10.000 kWh kommt es durch die Gaspreiserhöhung zu monatlichen Mehrkosten von rund 37 Euro inklusive Umsatzsteuer.
Die Entwicklung wird zwar auch den Strommarkt beeinflussen, allerdings nicht so stark. Es wird von Experten erwartet, dass es ab FrĂŒhjahr wieder zu einer Abflachung der Gaspreise kommt, auch die Strompreise sollten ab Ende 2022 wieder sinken.
Betroffen von den Preissteigerungen sind neben Strom und Gas auch die Pellets- Ăl- und Kohlepreise, die in den vergangenen Wochen ebenfalls stark gestiegen sind.
Im Durchschnitt steigen daher die Energiekosten fĂŒr Neukunden in den Wintermonaten um rund 80 Euro pro Monat.
Armutsfalle Energiepreiserhöhung
Durch die explodierenden Energiepreise ist das Thema Energiearmut noch brisanter und drĂ€ngender geworden. Laut Definition gilt ein Haushalt als energiearm, wenn dessen Energiekosten ĂŒberdurchschnittlich hoch sind und gleichzeitig das Einkommen ĂŒberdurchschnittlich niedrig ist. Ein zweiter Zugang definiert jene Haushalte als energiearm, die es sich nicht leisten können, die gesamte Wohnung angemessen warm zu halten.
Die drei wichtigsten Einflussfaktoren auf Energiearmut:
- Energiekosten
- Energieeffizienz der Wohnung/des GebÀudes
- Einkommen
Laut Konsumentenschutzbericht der E-Control gelten in Ăsterreich zwischen 94.000 und 115.500 Haushalte als energiearm, das sind rund drei Prozent aller Haushalte, die zu wenig Geld fĂŒr Strom und Heizen haben.
In der Stadt Wels stellten 2021 insgesamt 1.097 Menschen einen Antrag auf einen Heizkostenzuschuss, im Jahr 2020 waren es 887. FĂŒr das Jahr 2022 wird ein weiterer Anstieg an AntrĂ€gen erwartet.
Einfluss auf die AusprÀgung der Energiearmut:
- GebĂ€udegröĂe
- WohnungsgröĂe
- GebÀudealter (bis 1960 gebaut)
Die Energiekosten fĂŒr Haushalte mit niedrigem Einkommen liegen im Schnitt bei rund 1.690 Euro. Haushalte mit mittlerem Einkommen geben rund 2.070 Euro fĂŒr Energie aus, jene mit hohem Einkommen rund 2.320 Euro. Einkommensschwache Haushalte geben zwar absolut weniger, aber als Anteil am Einkommen mehr fĂŒr Energie im Bereich Wohnen aus, als Haushalte mit höheren Einkommen. Durchschnittlich wenden Haushalte 4,5âProzent ihres Haushaltseinkommens fĂŒr Energiekosten fĂŒr Wohnen auf. Haushalte mit niedrigem Haushaltseinkommen liegen bei 8,4â Prozent ihres Einkommens, Haushalte mit mittlerem Einkommen bei 5,1âProzent und Haushalte mit hohem Einkommen bei 3,1â Prozent.
Die UnterstĂŒtzungshöhe der Stadt Wels im Zusammenhang mit dem Heizkostenzuschuss richtet sich nach den Temperaturen im Winter. Ein ĂŒberdurchschnittlich strenger Winter fĂŒhrt daher zu einem höheren Heizkostenzuschuss. Die auĂerordentliche Energiepreisexplosion fĂŒhrt jedoch unabhĂ€ngig von den Wintertemperaturen zu den oben genannten Mehrkosten. Davon belastet sind vor allem Alleinerzieher und Geringverdiener sowie einkommensschwache Familien.
Energiehilfsfonds fĂŒr Betroffene
Die Stadt Wels hat gegenĂŒber allen sozialen BedĂŒrftigen, die von der Energiepreisexplosion betroffen sind, eine besondere Verpflichtung. Niemand darf wegen dem Energiepreisschock in die Armutsfalle tappen. Die Stadt Wels ist daher gefordert in dieser besonderen Situation zu helfen. Aus diesem Grund soll in der Stadt ein Energiehilfsfonds fĂŒr alle Welser mit geringem Einkommen eingerichtet werden, der die Energiepreissteigerungen abfedern soll.
Der Energiehilfsfonds richtet sich daher an alle, die von der EnergiepreisstabilitĂ€t der eww Gruppe nicht profitieren. Es ist davon auszugehen, dass jedenfalls mehr als 1.000 Haushalte mit geringem Einkommen von diesen Preissteigerungen betroffen sind und daher von dieser UnterstĂŒtzung profitieren werden.
Ein konkreter Vorschlag ĂŒber die Einrichtung dieses Fonds soll im nĂ€chsten Stadtsenat am Dienstag, 25. JĂ€nner allen anderen Parteien vorgelegt und diskutiert werden, eine Beschlussfassung wĂ€re bereits in der nĂ€chsten Gemeinderatssitzung am Montag, 31. JĂ€nner möglich. Ziel ist es rasch und unbĂŒrokratisch zu helfen.
âDie eww Gruppe ist ein verlĂ€sslicher und stabiler Partner fĂŒr alle Welser BĂŒrger. Das zeigt sich gerade jetzt in dieser schwierigen Phase der Energiepreisentwicklung.â, sagt der Vorstandsvorsitzende der eww Gruppe Mag. Florian NiedersĂŒĂ, MBA.
âWir mĂŒssen den rasant steigenden Energiepreisen dringend entgegenwirken. Es darf nicht sein, dass sich die Welser BĂŒrger ĂŒberlegen mĂŒssen, ob sie sich das Einheizen ĂŒberhaupt noch leisten können. Gerade einkommensschwache Familien sind besonders betroffenâ, sagt Sozialreferentin VizebĂŒrgermeisterin Christa Raggl-MĂŒhlberger.
âHeizung, Strom und Tanken mĂŒssen leistbar bleiben. Wir mĂŒssen jene Menschen unterstĂŒtzen, deren Existenz bedroht ist, wenn sie im Jahr 2022 die Heizung aufdrehen. Der Energiehilfsfonds ist auch ein wichtiger Schritt fĂŒr soziale WĂ€rme dieser Stadt. Niemand muss in Wels frieren.â, ergĂ€nzt BĂŒrgermeister Dr. Andreas Rabl.
Im Bild (v.l.):
Vorstandsvorsitzender Mag. Florian NiedersĂŒĂ, MBA und BĂŒrgermeister Dr. Andreas Rabl.