Galerie der Stadt Wels auf neuen Wegen
Neue Räumlichkeiten
Wer etwa an der Veranstaltungsreihe „Atelierfreitag“ teilgenommen hat, weiß schon Bescheid: Die Galerie bekommt ab dem heurigen Herbst ein neues Zuhause am Minoritenplatz im Schießerhoftrakt des ehemaligen Minoritenklosters. Einstweilen ist dort bereits das Atelier untergebracht. Dieses wird ab Herbst in einen neuen Raum in der Alten Sparkasse im Medienkulturhaus (MKH, Pollheimerstraße 17) übersiedeln. Wichtig: Galerie und MKH werden nach wie vor bei ausgewählten Projekten zusammenarbeiten! Unter anderem dadurch bleibt die traditionell starke Verbindung zwischen den beiden Welser Kulturinstitutionen auch in Zukunft bestehen. Umgekehrt stellt die künftige räumliche Anbindung der städtischen Galerie an das Stadtmuseum Minoriten eine zusätzliche Bereicherung dar: Neben der vorhandenen Infrastruktur lassen es die Ausstellungsflächen über zwei Etagen zu, Zeichnungen, Gemälde und Skulpturen in den jeweils dafür geeigneten Bereichen zu präsentieren.
Neues Leitbild
Grundlegende Fragen des Zusammenhanges zwischen Kunst und dem elementaren menschlichen Erleben können jeden gewissermaßen zur Quelle des künstlerischen Schaffens bringen:
• „Was erlebe ich, wenn ich zeichne?“
• „Was tue ich, wenn ich male?“
• „Wie fühle ich, wenn ich Stein oder Holz behaue?“
• „Wie führe ich meinen Pinsel?“
• „Wie entsteht Ausdruck in einem Gemälde?“
• „Was und wie fasse ich auf, wenn ich ein Motiv zeichne und danach in einem Gemälde meine Hand malerisch ausführen lasse, was ich fühlend im Betrachten der Zeichnung wahrnehme?“
Für den Betrachter in den Ausstellungen und für den aktiv künstlerisch Tätigen in der Atelierwerkstatt geht es um das größtmögliche Eintauchen-Können in die Welt der Bildenden Kunst. In der Kunstvermittlung liegt das Augenmerk auf der inneren Bildung der äußeren Erscheinung von Zeichnung, Malerei und Bildhauerei sowie der Architektur. Die Galerie der Stadt Wels soll Künstlern und Kunst-Suchenden einen Raum bieten, in dem sie einander offen begegnen können und sich als Mitgestalter einer konkreten Betrachtung des zeitgenössischen Kunstschaffens erleben.
Die Galerie der Stadt Wels widmet sich unter ihrer neuen Leitung der zeitgenössischen Bildenden Kunst des 20. und des 21. Jahrhunderts mit dem Fokus auf Malerei, Zeichnung, Bildhauerei, Grafik und Architektur. Konkrete künstlerische Fragestellungen werden die Werke zeitgenössischer Bildender Künstler in einem verbindenden und vielleicht auch in einem neuen Licht zeigen.
Es werden vorwiegend überregional und international tätige Künstler ausgestellt. Unabhängig davon, ob diese namentlich bekannt oder noch zu entdecken sind, liegt das Augenmerk auf dem rein künstlerischen Ausdruck. Dabei sollen das 20. und das 21. Jahrhundert sowohl in ihrer Verbindung zueinander als auch in seinen jeweils spezifischen Charakteren erfahrbar werden.
Die Vielfalt der verschiedenen Kunstinstitutionen und -initiativen in Wels bringt aus Sicht der Galerie der Stadt Wels zahlreiche Vorzüge und Chancen mit sich. Die verschiedenen Herangehensweisen und das Angebot der Galerien und Künstlervereinigungen sind von jeweils eigenem Charakter geprägt. Eine verstärkte Vernetzung wird im Sinne dieser Programmvielfalt angestrebt.
Neues Programm
An diesem neuen Leitbild orientiert präsentiert die Galerie jährlich vier große Künstlerausstellungen. Die Präsentationen ausgewählter Arbeiten aus dem laufenden Atelierbetrieb bilden zwei weitere Fixtermine. Ausstellungsort ist bis Herbst das MKH (Pollheimerstraße 17), anschließend findet der Ausstellungsbetrieb in den neuen Räumlichkeiten im Schießerhoftrakt der Minoriten (Minoritenplatz) statt. Beim Atelier ist es – wie bereits beschrieben – genau umgekehrt.
Dort können Erwachsene und Jugendliche ab 14 Jahren schon jetzt regelmäßig beim Atelierfreitag von 15:00 bis 18:00 Uhr künstlerisch tätig sein, das nächste Mal am Freitag, 2. Februar. Der Atelierbetrieb soll begleitend zu den Ausstellungen künstlerisches Tätigsein (Zeichnung, Malerei und Skulptur) kunstinteressierter Menschen fördern und eine thematische Auseinandersetzung mit den Werken in den Ausstellungen ermöglichen. Das aktuelle Thema lautet „Von der Zeichnung zur Farbe“. Fixiert ist bereits ein Porträtworkshop mit Katja Vassilieva am Sonntag, 3. März von 11:00 bis 17:00 Uhr, zudem ist ab Sommersemester 2025 das Kinderatelier Maximilian geplant.
Fortgesetzt wird die erfolgreiche Kooperation zwischen Galerie und dem Programmkino im MKH: Auch 2024 werden dort Filme mit Fokus auf Malerei, Bildhauerei und Künstlerbiografien gezeigt. Am Freitag, 2. Februar startet etwa der Film „Die Giacomettis“: Dieser beleuchtet die Geschichte der außergewöhnlichen Schweizer Künstlerfamilie und geht neben dem bekanntesten Sohn Alberto auch auf das Werk und die künstlerische Entwicklung von Vater Giovanni und den Geschwistern Diego, Ottilia und Bruno ein. Nähere Infos unter programmkinowels.at/filmdetail/die-giacomettis!
Das Ausstellungsjahr 2024 beginnt am Donnerstag, 8. Februar um 19:00 Uhr mit der Eröffnung von „Als die Tiere den Wald verließen“. Die Schau nimmt die Fluchtbewegungen des modernen Menschen in die Zukunft und dessen erodierendes Verhältnis zur Natur leitmotivisch auf. Die Malerin Ina Fasching und der konzeptuelle Fotograf und Musiker Daniel Pabst erschaffen eine installative Anordnung voll dystopischer Erzählkraft, eine Meditation über Achtsamkeit und Zerstörung. Zu sehen ist sie von Freitag, 9. Februar bis Freitag, 5. April während der üblichen Öffnungszeiten (siehe unten).
Am Donnerstag, 18. April folgt die Vernissage zu „Die Zeichnung aus der Hand des Bildhauers“ von Markus Erich Meyer. Diese Ausstellung ist anschließend von Freitag, 19. April bis Freitag, 28. Juni zu sehen. Ein paar Tage vor diesem Datum – nämlich pünktlich zum Sommerbeginn am Donnerstag, 20. Juni – steigt der erste Sommerempfang der Galerie. Dieser ist zugleich die Finissage der laufenden Künstlerausstellung sowie die Plattform zur Präsentation ausgewählter Arbeiten aus dem Atelierbetrieb des Wintersemesters 2023/2024 und des Sommersemesters 2024.
Der aus dem Vorjahr bekannte Galeriesommer findet heuer von Montag, 15. bis Freitag, 26. Juli statt. Unter dem Motto „Stadtansichten und Traunlandschaft“ können Erwachsene und Jugendliche ab 14 Jahren die Stadt Wels „en plein air“ – also unter freiem Himmel – zeichnend und malend erkunden. Eine Auswahl dabei entstehender Werke wird bei der Matinée der Galerie der Stadt Wels immer zu Sommerende an verschiedenen Orten präsentiert: Heuer ist das am Samstag, 7. September im Park Durchgang Stadtplatz-Freiung in Kooperation mit dem Theater Kornspeicher der Fall.
Mit der Ausstellung des gebürtigen Welsers Ewald Walser unter dem Motto „Aufgefangene Zeit“ wird schließlich im Herbst das neue Zuhause der Galerie der Stadt Wels im Schießerhoftrakt der Minoriten eingeweiht. Der genaue Eröffnungstermin und die Ausstellungsdauer folgen zeitgerecht nach dem Feststehen der Galerie-Öffnungszeiten am neuen Standort.
Momentan im MKH ist die Galerie der Stadt Wels grundsätzlich Dienstag bis Donnerstag von 14:00 bis 18:00 Uhr und Freitag von 14:00 bis 19:00 Uhr sowie nach Vereinbarung geöffnet. Zu den Ausstellungen an anderen Orten werden die Öffnungszeiten gesondert bekannt gegeben. Weitere Infos – wie etwa Details zu den einzelnen Künstlern und den genannten sowie in weiterer Folge zu den noch ausständigen Ausstellungen, Anmeldungen zu Kursen etc. unter wels.at/stadtgalerie im Internet!
Neue Leiterin seit 2023
Mag. Karin Zorn wurde 1970 in Wien geboren und hat ihre künstlerische Ausbildung an der damaligen Hochschule für Gestaltung (jetzt Kunstuni) Linz und an der Hochschule der Künste in Berlin absolviert. Ihr bisher entstandenes Werk mit Schwerpunkt Ölmalerei umfasst rund 800 Gemälde sowie zeichnerische und grafische Arbeiten. Bisherige künstlerische Stationen von Mag. Zorn waren insgesamt zehn Jahre Berlin sowie Wels (Künstlergruppe Kobalt), Linz und Wien.
In Berlin hat sie – neben der Teilnahme und Gestaltung von Ausstellungen – internationale Ausstellungsprojekte begleitet. In Wien hat Mag. Zorn unter anderem in den Jahren 2012 bis 2014 in Zusammenarbeit mit den Architekten Elliott Barnes und Paul Richter in einem privaten Neubau in Wien das architekturbezogene großformatige Wandgemälde „Okzident und Orient – Tripytchon“ geplant und umgesetzt. Seit 2018 ist sie erneut in Wels mit eigenem Atelier in der Hafergasse ansässig.
Neben Tätigkeiten für privat geführte Galerien (beispielsweise für den Kunstverein AA Galerie) hat Mag. Zorn unter anderem im Gedenkjahr 2019 die Sonderausstellung „Maximilian I. – Eine künstlerische Spurensuche zwischen Geschichte und Gedächtnis“ im Stadtmuseum Minoriten mitkuratiert. Ihre Tätigkeit im Kultur- und Förderbeirat der Stadt Wels beendete sie 2023, als sie die Nachfolge von Mag. Günter Mayer als Leiterin der Galerie der Stadt Wels antrat.
Zitate
Bürgermeister Dr. Andreas Rabl: „Kunst nimmt für eine Gesellschaft eine wichtige Bedeutung ein. Sie spiegelt das Zeitgeschehen wider und blickt über das Alltägliche hinaus. In der Galerie der Stadt Wels liegt der Fokus ebenfalls auf zeitgenössischer Kunst regionaler wie internationaler Künstler. Die Galerie soll ein Ort der Begegnung sein und für jeden Interessierten Kunst zugänglich machen. Ich wünsche der Galerie der Stadt unter der Leitung von Karin Zorn viel Erfolg für die Zukunft.“
Kulturreferentin Vizebürgermeisterin Christa Raggl-Mühlberger: „Mit den neuen Angeboten – wie dem Atelierfreitag und dem Galeriesommer – wollen wir die Stadtgalerie auch für junge Menschen wieder interessanter gestalten. Ich freue mich, dass wir Karin Zorn für diese Position gewinnen konnten. Sie hat nicht nur Erfahrung in der Organisation und Durchführung von Ausstellungen, sondern ist auch mit Leib und Seele Künstlerin.“
Galerieleiterin Mag. Karin Zorn: „Heute besteht die große Chance, dem Interesse auch junger Menschen an Bildender Kunst – insbesondere an Malerei und Zeichnung – ganz praktisch zu begegnen. Konkrete künstlerische Fragestellungen sollen in Verbindung zum fühlenden Wahrnehmen gebracht und somit der Ursprung künstlerischen Schaffens zugänglich und bewusst erlebbar werden. Aus diesem Erlebnis heraus können sich Kunstinteressierte über das Kunstwerk ein eigenes tragfähiges Urteil bilden. Als Galerie für zeitgenössische Bildende Kunst sind wir uns dieses Bildungsauftrages bewusst.“
Geschäftsführer Mag. Boris Schuld (Medienkulturhaus): „Die Zusammenarbeit mit der Galerie hat das MKH 20 Jahre lang bereichert, und wir verabschieden uns mit einem weinenden Auge. Dennoch freuen wir uns darauf, dass für die Kultur neue Räume und Möglichkeiten geschaffen werden. Ich wünsche der neuen Leiterin, Karin Zorn, und dem technischen Direktor, Johannes Kastinger, alles Gute für diese neue Phase und freue mich schon auf die zukünftige Zusammenarbeit.“
Bildhinweise: Stadt Wels (bei Nennung Abdruck honorarfrei).