Integration aktiv einfordern â Landes-Integrationsressort und Stadt Wels stocken Integrations- und Deutschangebote auf
âGerade in BallungsrĂ€umen und StĂ€dten mĂŒssen wir MaĂnahmen setzen, um Zugewanderte rasch zu integrieren. Dabei mĂŒssen wir Integration aktiv einfordern, auch durch Verpflichtungen. In Oberösterreich gilt daher die Deutschpflicht in der Sozialhilfe, um Menschen rasch wieder in den Arbeitsmarkt zu bringen. Gleichzeitig braucht es aber auch ein umfassendes Angebot. Das Integrationsressort stellt daher heuer Deutschförder-Kurse und IntegrationsmaĂnahmen in Höhe von mehr als 500.000 Euro fĂŒr die Stadt Wels bereit.â â Integrations-Landesrat Dr. Wolfgang Hattmannsdorfer
âWir haben in der Stadt Wels bereits sehr frĂŒh begonnen, Integration als Verpflichtung zu sehen. Mit unserem Modell âOhne Deutsch keine Wohnungâ waren wir Vorreiter fĂŒr verpflichtende Integrationsschritte. Auch werden in Wels Kinder bereits ab drei Jahren im Erlernen der deutschen Sprache gezielt gefördert. Ohne Deutsch bleiben viele TĂŒren verschlossen, deshalb gilt: Deutsch ist Pflicht und Verpflichtung.â â BĂŒrgermeister Dr. Andreas Rabl
Integration erfordert klare Erwartungshaltung & ausreichend Angebote
Integration und Zuwanderung sind speziell in BallungsrÀumen und StÀdten eine Herausforderung. Bereits die Segregationsstudie hat im letzten Jahr die zentralen Herausforderungen in einer Stadt wie Wels gezeigt:
- Knapp 32 Prozent betrĂ€gt der AuslĂ€nderanteil in Wels, gröĂte Migrantengruppe sind Personen mit Geburtsland in einem Nachfolgestaat des ehemaligen Jugoslawien
- HÀufigste Geburtsorte im Ausland sind Kroatien (3.180 Personen), gefolgt von Bosnien-Herzegowina (2.580 Personen) und RumÀnien (1.950 Personen)
- 48 Prozent der AuslĂ€nder in Wels sind StaatsbĂŒrger der EuropĂ€ischen Union, 52 Prozent Drittstaatsangehörige
- Zwei Drittel der im Ausland Geborenen gehen einer ErwerbstÀtigkeit nach
- Die Arbeitslosenquote der in Ăsterreich Geborenen betrĂ€gt in Wels 9,1 Prozent, jene der im Ausland Geborenen 15,1 Prozent
- Personen aus FluchtherkunftslÀndern weisen eine Arbeitslosenquote von 26,3 Prozent auf, jene aus Syrien 27,4 Prozent oder aus der Russischen Föderation (Tschetschenen) 28,4 Prozent
FĂŒr Landesrat Dr. Hattmannsdorfer und BĂŒrgermeister Dr. Rabl ist aufgrund der Ausgangslage klar, dass es fĂŒr Zugewanderte auch eine klare Erwartungshaltung braucht: âIntegration gelingt nur durch das Erlernen der deutschen Sprache, Aufnahme einer Arbeit und dem Respekt vor unserer Lebensweise.â Oberösterreich hat daher auch auf unterschiedlichen Ebenen bereits Verpflichtungen eingefĂŒhrt, insbesondere in der Sozialhilfe.
Sozial- und Integrationsressort Land OĂ.: Deutschpflicht in der Sozialhilfe wirkt â Anzahl der erwerbsfĂ€higen Bezieher gesunken
Die Deutschpflicht in der Sozialhilfe wurde ergĂ€nzend zur BemĂŒhungspflicht um Arbeit eingefĂŒhrt, um insbesondere auslĂ€ndische Sozialhilfe-Bezieher, die etwa 45 Prozent der Bezieher ausmachen, rasch wieder in den Arbeitsmarkt zu vermitteln. Die bisherigen Zahlen geben diesem OĂ-Modell recht: Nicht nur Gesamtzahl der Sozialhilfe-Bezieher ist von 2022 auf 2023 gesunken, der RĂŒckgang war in der Gruppe der erwerbsfĂ€higen Bezieher sogar â trotz getrĂŒbter Arbeitsmarktlage â doppelt so stark. Diesen Trend sieht man auch bei den SH-Beziehern in der Stadt Wels: Der Anteil an Nicht-Ăsterreichern in der Sozialhilfe betrĂ€gt in Wels-Stadt 48 Prozent (Ă€hnlich wie im OĂ-Schnitt). âEs ist wichtig, diese Gruppe mit gezielten Deutschförder-MaĂnahmen rasch in den Arbeitsmarkt zu vermittelnâ, sind sich Dr. Hattmannsdorfer und Dr. Rabl einig.
BemĂŒhungs- und Deutschpflicht in der Sozialhilfe
- Sozialhilfe-Bezieher, die sich nicht aktiv um Arbeit bemĂŒhen, werden sanktioniert. Beim VerstoĂ gegen die BemĂŒhungspflicht erfolgt eine schrittweise KĂŒrzung im AusmaĂ von zehn, 20 und 50 Prozent.
- ZusÀtzlich zur Bereitschaft zum Arbeitseinsatz wird in der Sozialhilfe seit vergangenem Jahr auch der Erwerb von erforderlichen Deutschkenntnissen verlangt, es muss also die Teilnahme an einem Deutschkurs nachgewiesen werden (Kursniveau abhÀngig von der Qualifikation).
- Ebenfalls sanktioniert werden VerstöĂe gegen das Integrationsgesetz. Dieses beinhaltet die Unterzeichnung einer IntegrationserklĂ€rung sowie die Absolvierung einer B1-IntegrationsprĂŒfung des ĂIF und die Teilnahme an einem Werte- und Orientierungskurs. Diese Voraussetzungen gelten fĂŒr Asylberechtigte und Drittstaatsangehörige ab dem vollendeten 15. Lebensjahr.
VerstöĂe gegen das Integrationsgesetz werden mit einer KĂŒrzung von 25 Prozent der Leistung sanktioniert. Diese Sanktion kann auch zusĂ€tzlich zum VerstoĂ gegen die BemĂŒhungspflicht verhĂ€ngt werden.
Das zeigt fĂŒr Integrations-Landesrat Dr. Hattmannsdorfer, dass es fĂŒr Zugewanderte eine ganz klare Erwartungshaltung in der Integration geben muss. Insgesamt wurden SH-Bezieher in der Stadt Wels im Jahr 2023 72 Mal wegen Verletzung der BemĂŒhungs- bzw. Deutschpflicht sanktioniert.
Aufgrund des Erfolgsmodell Deutschpflicht in der Sozialhilfe treten Dr. Hattmannsdorfer und Dr. Rabl dafĂŒr ein, dass die Deutschpflicht in der Sozialhilfe auch bundesweit im Grundsatzgesetz eingefĂŒhrt wird, um den Pull-Faktor von Sozialleistungen zu reduzieren.
Deutschkurse durch das Integrationsressort wurden fĂŒr die Stadt Wels in den letzten drei Jahren verdoppelt â 2024 insgesamt 500.000 Euro fĂŒr Deutsch- und Integrationsangebote in Wels
Neben der Pflicht, Deutschkurse zu besuchen, braucht es auch ein entsprechendes Angebot. Das Integrationsressort fördert daher heuer fĂŒr die Stadt Wels Deutschkurse in einer Höhe von 109.400 Euro (Verdoppelung im Vergleich zu 2021) sowie weitere Integrations- und WertemaĂnahmen in Höhe von 400.000 Euro. Neben den Deutschkursen werden in Wels ĂŒber unterschiedliche TrĂ€ger - wie VHS, Volkshilfe, Familienbund, BFI und Caritas - Integrations- und Wertekurse mit einer Gesamtsumme von 400.000 Euro angeboten. Dazu gehören schwerpunktmĂ€Ăig (Auszug):
- Kurs âMama lernt Deutschâ (VHS OĂ)
- Sommersprachcamps (VHS OĂ)
- Lern- und Hausaufgabenbetreuung (VHS OĂ)
- Praxisnahe Deutsch- und Wertekurse âKokoâ (Volkshilfe)
- Lernbegleitung (Volkshilfe)
- Schulbetreuung und Lernbegleitung (Familienbund)
- âICEâ â Qualifikations- und Arbeitsmarktintegration fĂŒr Asylberechtigte (Caritas)
- Sprach- und Berufswerkstatt (BFI)
Gefördert werden vom Integrationsressort auĂerdem die Kurse âKreativ Deutsch Fördernâ: Mit dieser MaĂnahme wird die deutsche Sprache bei Schulkindern gefestigt. In Kleingruppen kann bei wöchentlichen Kursen auf die individuellen BedĂŒrfnisse jedes Kindes eingegangen werden. Einmal im Monat sind auch die Eltern eingeladen, dabei erhalten sie Einblicke und Anleitungen, wie sie ihre Kinder beim Lernen im Alltag unterstĂŒtzen können. Zielgruppe sind Welser Kinder, welche die Vorschulklasse, Deutschförderklasse oder erste Klasse Volksschule besuchen. Damit fördert das Integrationsressort in der Stadt Wels Deutsch- und IntegrationsmaĂnahmen in einer Gesamtsumme von mehr als 500.000 Euro.
Deutsch ist Pflicht und Verpflichtung â Weitere Angebote der Stadt Wels:
Sprachförderung ab drei Jahren: In den Welser Kinderbetreuungseinrichtungen erhalten Kinder mit nicht-deutscher Muttersprache bereits mit drei Jahren eine Sprachförderung von derzeit rund 50 SprachpĂ€dagogen. Der Evaluierungsbericht 2020 zeigt deutlich die Notwendigkeit und auch die EffektivitĂ€t der Sprachförderung. Ziel der Stadt Wels ist es, dass die Sprachförderung finanziell fĂŒr alle Kinder ab Eintritt in den Kindergarten unterstĂŒtzt wird.
âWelser Hausordnungâ: Vor zwei Jahren hat Wels fĂŒnf Regeln des Zusammenlebens formuliert und in der âWelser Hausordnungâ festgehalten: SchmeiĂ' richtig weg! â Red' ma Deutsch! â Mach' kan LĂ€rm! â Nimm RĂŒcksicht! â Sei freundlich! Diese Regeln werden von zahlreichen Kultur- und Sportvereinen, Kinderbetreuungseinrichtungen, Wohngenossenschaften und auch Hausverwaltungen unterstĂŒtzt.
âOhne Deutsch keine Wohnungâ: In der Stadt Wels ist die deutsche Sprache Grundbedingung zum Erwerb einer geförderten Wohnung. Bereits 2014 wurden die Wohnungsvergaberichtlinien dahingehend geĂ€ndert.
Wohnen im Dialog (Volkshilfe): Das Wohnen im Dialog-Team bietet Hilfestellung bei Nachbarschaftsproblemen, Streit und/oder Problemen mit Wohnungsgenossenschaften. Durch RundgĂ€nge, Einzugsbegleitungen und Konfliktregelungen tragen sie zu einem besseren Miteinander bei. Weiters organisieren sie SchaumĂŒlltrennen, Siedlungsfeste, interkulturelle Kochabende und weitere Veranstaltungen, wo sich Menschen verschiedener Herkunft begegnen können.
Fest der Kulturen (Volkshilfe): Das Wohnen im Dialog-Team organisiert das jĂ€hrlich stattfindende Fest der Kulturen, bei dem ĂŒber 20 in- und auslĂ€ndische Kulturvereine, Brauchtumsgruppen und religiöse Gemeinschaften musikalische BeitrĂ€ge und Tanzeinlagen prĂ€sentieren und traditionelle Speisen und GetrĂ€nke anbieten.
Kulturspaziergang: Teilnehmer der B2 Deutschkurse erhalten einen kurzen Ăberblick ĂŒber die Stadtgeschichte und besichtigen gemeinsam die wichtigsten historischen GebĂ€ude in der Altstadt. Dadurch lernen die Deutschkursteilnehmer die Stadt besser kennen und erhalten Tipps wo sie in Wels ihre Freizeit verbringen können.
Bildhinweise: Stadt Wels (bei Nennung Abdruck honorarfrei).