"Ja zur Welser Hausordnung"
Aufgrund kultureller MissverstĂ€ndnisse kommt es immer wieder zu Beschwerden aus der Bevölkerung. Viele davon könnten vermieden werden, wenn sich alle Beteiligten an ein paar wenige Regeln des Zusammenlebens halten. Aus diesem Grund hat die Stadt Wels nun eine âHausordnungâ verfasst, die, wenn sich jeder daran hĂ€lt, ein harmonisches Miteinander ermöglicht und dadurch die LebensqualitĂ€t in der Stadt nachhaltig gesteigert wird.
Die âWelser Hausordnungâ wird von vielen Kultur- und Sportvereinen, Kinderbetreuungseinrichtungen, Wohngenossenschaften und auch Hausverwaltungen unterstĂŒtzt.
FĂŒnf Regeln fĂŒr mehr LebensqualitĂ€t
Keine Gemeinschaft kommt ohne Regeln und Grenzen aus. Regeln sind Vereinbarungen zwischen zwei oder mehreren Parteien, die â vorausgesetzt man hĂ€lt sich daran â Konflikte vermeiden helfen.
1. SchmeiĂÂŽ richtig weg!
Vermeiden â Vermindern â Verwerten: Das sind die 3 Vs, die es beim Thema MĂŒll zu beachten gibt. Immer wieder werden von der Bevölkerung und der stĂ€dtischen Ordnungswache illegale MĂŒll-Entsorgungen im öffentlichen Raum gemeldet bzw. festgestellt. Diese reichen von der unsachgemĂ€Ăen Entsorgung von Autoreifen, Baumaterial und SperrmĂŒll ĂŒber weggeworfene Möbel bis hin zur Entsorgung von Essensresten bei den GrĂŒnschnittsammelstellen. Wird jemand auf frischer Tat ertappt oder ausgeforscht, drohen Strafen von bis zu 8.500 Euro.
Bereits jetzt bietet die Stadt Wels sogenanntes Schau-MĂŒll-Trennen an, eine Aktion fĂŒr alle, die bislang noch nie MĂŒll getrennt haben oder sich einfach, aufgrund der vielen unterschiedlichen MĂŒll-Tonnen, nicht zurechtfinden.
Insgesamt gibt es in der Stadt Wels 11.179 RestmĂŒlltonnen, 2.750 Gelbe Tonnen, 9.507 Rote Tonnen fĂŒr Altpapier, 544 Blaue Tonnen fĂŒr Metall, 6.204 Biotonnen, 277 Glascontainer, 7 GrĂŒnschnittsammelstellen und zwei Altstoffsammelzentren fĂŒr ElektrogerĂ€te, Holz, Möbel, BodenbelĂ€ge, GrĂŒnschnitt und vieles mehr.
2. RedÂŽ ma Deutsch!
Um Konflikte und MissverstĂ€ndnisse zu vermeiden, braucht es vor allem eines: Eine gemeinsame Sprache. Sie ist die Grundlage fĂŒr VerstĂ€ndigung und VerstĂ€ndnis und der SchlĂŒssel zur Integration. In Wels werden bereits Kinder ab 3 Jahren in den stĂ€dtischen Kinderbetreuungseinrichtungen von SprachpĂ€dagogen beim Erlernen der deutschen Sprache unterstĂŒtzt. Die Eltern haben in diesem Fall eine enorme Vorbildwirkung, deshalb sollten sie ihre Kinder beim Deutsch-Lernen aktiv unterstĂŒtzen. Die deutsche Sprache ist eine Kompetenz, um zur Gesellschaft zu gehören und Voraussetzung fĂŒr eine erfolgreiche schulische Ausbildung und spĂ€ter eine erfolgreiche Teilhabe am Arbeitsleben. Wer Deutsch lernt, setzt ein sichtbares Zeichen der Zugehörigkeit zu Ăsterreich.
In der Stadt Wels gilt das Prinzip âfordern und fördernâ, weshalb die Stadt eine Vielzahl an Angeboten geschaffen hat, um jeden BĂŒrger beim Erlernen der deutschen Sprache zu unterstĂŒtzen. Gleichzeitig sind Deutschkenntnisse fĂŒr die Inanspruchnahme von Leistungen der Stadt (z.B.: Sozialwohnungen) erforderlich.
3. MachÂŽ kan LĂ€rm!
Schon heute steht LĂ€rm auf der Liste der krankmachenden Umweltfaktoren der Weltgesundheitsorganisation weit oben. Ist man stĂ€ndigem LĂ€rm ausgesetzt, kann dies zu chronischen Schlafstörungen, Bluthochdruck und einem erhöhten Herzinfarktrisiko fĂŒhren.
Der GroĂteil der Welser BĂŒrger hĂ€lt sich daran, ab 22:00 Uhr keinen LĂ€rm mehr zu verursachen, der andere in ihrer Ruhe stört. Es ist aber nicht nur der LĂ€rm nach 22:00 Uhr, der störend sein kann, sondern auch ein âDauergeschreiâ durch z.B. spielende Kinder, stĂ€ndiges Hundegebell oder unverhĂ€ltnismĂ€Ăig laute Musik. StĂ€ndige Ruhestörungen verursachen wachsenden Unmut, der das Zusammenleben erschwert. Erholung und Ruhezeiten sind GrundbedĂŒrfnisse, die fĂŒr alle Menschen in Wels möglich sein mĂŒssen.
Zu den wesentlichsten Ruhestörungen zÀhlen:
-) Laut schreiende Kinder und Jugendliche auf SpielplÀtzen, in Wohnsiedlungen oder Parks
-) RasenmÀhen an Sonn- oder Feiertagen
-) Laute Musik in Wohnungen, GĂ€rten oder in Autos auf den StraĂen
-) StÀndiges Hundegebell
-) Getrampel und TĂŒrenknallen in MehrparteienhĂ€usern
4. Nimm RĂŒcksicht!
RĂŒcksichtnahme auf andere ist selten geworden. Menschen telefonieren unĂŒberhörbar laut, keiner hĂ€lt dem anderen die TĂŒr auf, in den ParkhĂ€usern herrscht Chaos und VordrĂ€ngeln wurde zum Volkssport. Bei einer im September 2020 in Ăsterreich durchgefĂŒhrten Umfrage von Statista zur Wichtigkeit gesellschaftlicher Werte empfanden 64 Prozent der Befragten einen respektvollen Umgang miteinander als Ă€uĂerst wichtig.
Jede Kultur hat ihre eigenen Werte. RĂŒcksichtnahme hilft dabei, die Werte des Landes, in dem man lebt, zu beachten und zu befolgen. Derjenige, der RĂŒcksicht nimmt, respektiert sein Umfeld und seine Mitmenschen.
5. Sei freundlich!
Wenn wir zu anderen freundlich sind, schĂŒttet unser Körper verstĂ€rkt den Neurotransmitter Serotonin aus. Dadurch betrachten wir die Welt optimistischer, unser Selbstbild verbessert sich und wir fĂŒhlen uns auch besser.
Es braucht oft nur kleine Gesten, die groĂe Wirkung zeigen. Freundlichkeit ist eine völlig unterschĂ€tzte Kulturtechnik. Denn Freundlichkeit kann fast alles. Sie bringt GesprĂ€chspartner auf eine gemeinsame Ebene und sie sorgt dafĂŒr, dass wir miteinander auskommen. Wir sind verantwortlich fĂŒr uns als Gemeinschaft, und Freundlichkeit ist der SchlĂŒssel dazu.
Beispiele aus der Beschwerdestelle der Stadt Wels
- StĂ€ndig vermĂŒllter Spielplatz in der Ingeborg-Bachmann-StraĂe.
- Immer wieder stehen herrenlose Einkaufswagen herum. Einer wurde sogar im MĂŒhlbach gefunden.
- RegelmĂ€Ăig beschweren sich BĂŒrger ĂŒber unachtsam weggeworfenen Abfall im Friedenspark.
- Die Tochter einer Nachbarin möchte DJ werden und spielt extrem laute Techno-Musik bis in die spÀte Nacht hinein.
- Ein BĂŒrger beschwert sich, dass sein Nachbar regelmĂ€Ăig schreit, laute Musik hört und gegen die Wohnungswand klopft.
- Ein BĂŒrger ruft an und beschwert sich ĂŒber den Nachbarn seines Sohnes. Dieser macht bis zwei Uhr morgens Lagerfeuer. Das Feuer ist teilweise bis zu vier Meter hoch. Sein Sohn hat ein Baby zu Hause und kann durch den stĂ€ndigen Rauch die Fenster nicht öffnen.
- Eine BĂŒrgerin teilt mit, dass die Radfahrer am Radweg an der Traun sehr schnell fahren. Sie ist dort regelmĂ€Ăig mit ihrem Enkelkind unterwegs und es ist schon oft zu gefĂ€hrlichen Situationen gekommen. Manche Lenker sind teilweise sehr rĂŒcksichtslos und verwenden auch ihre Fahrradglocken nicht. Andere schimpfen direkt los und schreien sogar, wenn man nicht sofort Platz macht.
- Es gibt regelmĂ€Ăig Beschwerden ĂŒber rĂŒcksichtslose E-Scooter-Fahrer.
- Auch in den öffentlichen Verkehrsmitteln kommt es immer wieder zu rĂŒcksichtslosem Verhalten: Personen werden angerempelt, Ă€lteren FahrgĂ€sten wird der Sitzplatz verweigert und manche FahrgĂ€ste telefonieren sehr laut.
Was bietet Wels
- Stadtteilmanager (NoitzmĂŒhle, Otto Loewi-StraĂe, Straubinger StraĂe)
- Polimed
- Einzugsbegleitung
- Siedlungsfeste
- Schau-MĂŒll-Trennen
- âIm Dialogâ in den Stadtgebieten
- Sicherheitssprechstunden
- Fest der Kulturen
- Internationale Kochabende
Was ist geplant
Viele Obleute von Vereinen und GeschĂ€ftsfĂŒhrer von Unternehmen haben bereits ihre UnterstĂŒtzung fĂŒr diese Aktion zur Bewusstseinsbildung angekĂŒndigt. Noch heuer sollen Plakate mit der âWelser Hausordnungâ verteilt und an reprĂ€sentativen PlĂ€tzen wie HauseingĂ€ngen, Umkleidekabinen, Vereinslokalen, AufzĂŒgen usw. ausgehĂ€ngt werden.
NÀchstes Jahr werden zu den einzelnen Themen Schwerpunktaktionen gesetzt, um das Bewusstsein in der Welser Bevölkerung zu schÀrfen.
Geplant sind unter anderem:VortrÀge
- Aktionen am Wochenmarkt und in den Stadtteilen
- Kooperationen mit Vereinen, Schulen und der Gastronomie
- Verteilaktionen
- Gewinnspiele
BĂŒrgermeister Dr. Andreas Rabl: âMir sind die WĂŒnsche und Beschwerden der Welser Bevölkerung nicht egal. Die Welser Hausordnung soll vor allem zur BewusstseinsschĂ€rfung beitragen. Es sind Regeln, die fĂŒr jeden selbstverstĂ€ndlich sein sollten, wie seinen MĂŒll richtig zu entsorgen, RĂŒcksicht auf andere zu nehmen und die Sprache unseres Landes zu lernen. Es sind Kleinigkeiten, die aber eine groĂe positive Wirkung haben, wenn sich jeder daran hĂ€lt.â
Integrationsreferent VizebĂŒrgermeister Gerhard KroiĂ: âEs kann nicht sein, dass einige wenige die Ruhe von vielen stören â und das teilweise ĂŒber mehrere Tage. Oder dass sie ihren MĂŒll unachtsam irgendwo abladen. Hier braucht es dringend eine Erinnerung an grundlegende Verhaltensspielregeln in einer Gemeinschaft. Die Welser Hausordnung ist solch eine Erinnerung.â