Trendwende bei der Verkehrsmittelwahl
In der aktuellen âVerkehrserhebung 2022â vom Land Oberösterreich zeichnet sich fĂŒr Wels eine markante Trendwende ab. Waren in der Vergangenheit von 1992 bis 2012 fast ausschlieĂlich Steigerungen der Wege im motorisierten Individualverkehr zu beobachten, nimmt dieser Anteil nun ab. Zugenommen hat im Gegenzug der Bereich FuĂ- und Radverkehr.
So haben sich die Wege zu FuĂ seit 2012 um 19 Prozent gesteigert, die Wege mit dem Rad um 37 Prozent. Insgesamt werden schon 28,7 Prozent der Wege im FuĂ- und Radverkehr zurĂŒckgelegt.
83.900 Wege fĂŒhren nach Wels
Im Vergleich zum Jahr 2012 gibt es bei den Zielwegen nach Wels einen Anstieg von 18,6 Prozent. Wels wird zunehmend attraktiver, sowohl fĂŒr ArbeitsplĂ€tze, als auch zum Einkaufen â aber vor allem zum Erholen, Feiern und GenieĂen. Besonders interessant ist, dass insbesondere der Zuwachs der Zielwege von Marchtrenk, WeiĂkirchen und Holzhausen um 62 Prozent, aus SchleiĂheim, Steinhaus und Thalheim um 41 Prozent gestiegen ist. Daraus ist ableitbar, dass die GemeinderĂ€ume untereinander immer stĂ€rker verflochten sind und die Stadt Wels sich zu einer GroĂregion entwickelt. Wels entfaltet daher als Stadt mit Zentralfunktion eine starke Sogwirkung.
Der Anteil der Zielwege mit privaten Autos nach Wels liegt bei fast 79 Prozent. Der Ăffentliche Verkehr ist mit knapp 15 Prozent deutlich abgeschlagen. In Summe fĂŒhren 83.900 Wege in die Stadt hinein. Daraus ergibt sich, dass die öffentlichen Verkehrsverbindungen ĂŒber die Gemeindegrenzen hinweg stark ausbaufĂ€hig sind.
Insgesamt werden tĂ€glich 295.000 Wege in Wels zurĂŒckgelegt:
126.900 Binnenwege (43 Prozent)
83.900 Zielwege (28 Prozent)
84.100 Quellwege aus der Stadt raus (29 Prozent)
Der Anteil der Wege von nicht in der Stadt wohnhaften Personen liegt bei 119.500, das sind rund 41 Prozent.
Rund 52.500 Wege zu FuĂ oder mit dem Rad
Insgesamt legt die Welser Bevölkerung tĂ€glich rund 184.200 Wege zurĂŒck. Auffallend ist, dass der motorisierte Individualverkehr (MIV) in den vergangenen Jahren abgenommen hat. Dies ist auf eine Vielzahl von Faktoren zurĂŒckzufĂŒhren, wie auf den verstĂ€rkten Ausbau der Radwege, die vermehrte Nutzung von E-Scootern und auch auf die wachsende Sensibilisierung der Bevölkerung fĂŒr ihre Umwelt.
Anteile an den Wegen
61,5 Prozent MIV (zirka 112.500 Wege). In den ĂŒbrigen Gemeinden Oberösterreichs liegt der Anteil zwischen 67 Prozent und 77 Prozent.
8,9 Prozent Ăffentlicher Verkehr (zirka 16.200 Wege)
18 Prozent zu FuĂ (zirka 32.800 Wege)
10,7 Prozent mit dem Rad (zirka 19.700 Wege)
Aus der aktuellen Verkehrserhebung geht deutlich hervor, dass sich die prozentuelle Aufteilung der Wege bzw. Fahrtzwecke massiv in Richtung Freizeit- und Erledigungswege verĂ€ndert. Fast 24 Prozent aller Wege liegen in der Freizeit. Verglichen mit dem Jahr 2012 ist das eine Steigerung von knapp ĂŒber 50 Prozent.
Der Radverkehrsanteil hat im Vergleich zu 2012 um rund 37 Prozent zugenommen. Eine Steigerung sieht man vor allem bei den Schulwegen, hier nehmen immer mehr SchĂŒler das Fahrrad statt dem Bus. Aber auch Dienstwege und Wege zur Arbeit werden immer hĂ€ufiger mit dem Fahrrad absolviert.
Herausforderung der nÀchsten Jahre
Wege im MIV schrittweise zum Umweltverbund (FuĂ- oder Radverkehr, ĂV) verlagern
FĂŒr Pendler das ĂV-Angebot attraktivieren
Push-MaĂnahmen (MaĂnahmen zur Verkehrsberuhigung, Parkraummanagement usw.) fĂŒr den MIV schaffen
Siedlungs- sowie Standortentwicklung und Verkehrssysteme aufeinander abstimmen
Bewusstseinsbildung forcieren
Verkehrssicherheit weiter erhöhen
Aufgrund des Bevölkerungswachstums und des demographischen Wandels wird in der Zukunft von einer erhöhten Nachfrage von Wegen im Umweltverbund ausgegangen.
Radzielnetz Region Wels
Wels hat rund 331 km Fahrradwege, 215 km davon sind sehr gut ausgebaut, bei den restlichen 116km gibt es noch Handlungsbedarf. Die notwendigen MaĂnahmen sind Neuerrichtungen bzw. Verbesserungen der bestehenden Infrastruktur, Querungshilfen und Temporeduzierungen bzw. die Erweiterung von Tempo 30-Zonen.
Mit der Errichtung der Geh- und RadwegbrĂŒcke von Wels nach SchleiĂheim wird eine wichtige Verbindung zwischen der Stadt und den Umlandgemeinden geschaffen. Rund 25.000 Einwohner der Gemeinden SchleiĂheim, WeiĂkirchen und auch Sipbachzell, werden von der âNeuen TraunbrĂŒckeâ profitieren. Aus ĂŒberregionaler Sicht wird mit diesem LĂŒckenschluss im Radwegenetz eine regionale Nord-SĂŒd-Radverbindung geschaffen, die wiederum ĂŒberregionale Radverkehrsverbindungen ermöglicht. Zwei weitere wichtige Projekte im Welser Radwegenetz sind der LĂŒckenschluss VogelweiderstraĂe und der Radfahrweg RoseggerstraĂe Richtung SĂŒden. Die PlĂ€ne dazu wurden bereits eingereicht.
Das Radzielnetz Region Wels ist als dynamisches Planungsinstrument zu verstehen. Es soll von allen Beteiligten als Arbeits- und Austauschgrundlage verwendet werden und als Grundlage fĂŒr die Bundesförderung klimaaktiv mobil dienen. Der Fördertopf des Bundesministeriums fĂŒr Klimaschutz, Umwelt, Energie, MobilitĂ€t, Innovation und Technologie beinhaltet 95 Mio. Euro.
KĂŒnftig soll das Radzielnetz im digitalen oö. Rauminformationssystem âDorisâ abrufbar sein, um eine transparente Kommunikation zwischen den Beteiligten hinsichtlich Umsetzung und Finanzierung zu ermöglichen. Damit wird auch ein wichtiger Schritt in Richtung der Digitalisierung des Radverkehrs gesetzt.
Als Startschuss wurden in den Monaten Juni/Juli an zehn Stellen in der Region Wels RadverkehrszĂ€hlungen durchgefĂŒhrt. Die Standorte waren nicht bekannt, um etwaige Manipulationen zu vermeiden. Nach Evaluierung der Daten werden im nĂ€chsten Schritt weitere Standorte fĂŒr neue ZĂ€hlpunkte festgelegt. Die Auswertung soll Ende November 2024 erfolgen. Bei Neuprojekten wie der Geh- und RadwegbrĂŒcke Wels-SchleiĂheim oder im kĂŒnftig neuen Volksgarten werden automatisch ZĂ€hlstellen angebracht.
In der Stadt Wels wurden bereits im Jahr 2012 die ersten DauerzĂ€hlanlagen integriert (Hans-Sachs-StraĂe/Handel-Mazzetti-StraĂe, DragonerstraĂe/GrĂŒne Zeile und DragonerstraĂe/KienzlstraĂe). Im Jahr 2023 kam eine vierte Anlage (SchubertstraĂe/RainerstraĂe) dazu. Bei diesen ZĂ€hlanlagen handelt es sich um Induktionsschleifen, deren elektrisches Feld durch Metall von FahrrĂ€dern gestört wird und diese so zĂ€hlt.
Zitate
BĂŒrgermeister Dr. Andreas Rabl: âWels hat die Trendwende geschafft. Es braucht weiter viele Alternativen, wie eben ein gut ausgebautes Radwegenetz, attraktive öffentliche Verkehrsmittel, aber auch ein funktionierendes StraĂennetz. Ziel ist es, durch AttraktivitĂ€tssteigerung den Anteil des FuĂ- und Radverkehrs dynamisch zu erhöhen.â
MobilitĂ€tsstadtrat Stefan Ganzert: âAls MobilitĂ€tsreferent ist es mir wichtig, das MobilitĂ€tsverhalten der Bevölkerung stets möglichst genau im Auge zu behalten. Nur so können wir auf VerĂ€nderungen, wie beispielsweise die erfreuliche Zunahme des Geh- und Radverkehrs in unserer Stadt, zielgerecht mit unterstĂŒtzenden MaĂnahmen reagieren.â