Wels entwickelt Bildungsstandort weiter
Hintergrund
Das Land Oberösterreich verpflichtet alle Gemeinden per Gesetz, regelmäßig den zukünftigen Bedarf an Kinderbetreuungsplätzen zu erheben. Dem ist die Stadt Wels zuletzt 2021 für den Zeitraum bis 2026 und nun für den Zeitraum bis 2030 nachgekommen. Als Grundlage dafür dienen die Einwohner- und Geburtenzahlen der vergangenen fünf Jahre. Zusätzlich hatten die Eltern im Herbst 2024 die Möglichkeit, bei einer Online-Befragung den Betreuungsbedarf bekanntzugeben.
Die genannten Belegungszahlen in den städtischen KBBE (und wie erwähnt erstmals zusätzlich in den von der Stadt zu erhaltenden Pflichtschulen) stammen von Anfang Oktober 2024, für die Kindergärten und Krabbelstuben wurde sie zusätzlich Anfang Februar des heurigen Jahres aktualisiert. Der Masterplan Kinderbetreuung und Schulen kommt nach Vorstellung und Beschluss im zuständigen Bildungs- und Gesundheitsausschuss am Montag, 24. März im Gemeinderat zur Abstimmung.
Bevölkerungsentwicklung
Wie bereits 2021 liegt die Bevölkerungszunahme in Wels-Stadt über dem Schnitt des Landes Oberösterreich. Mit Stand 2024 lag die Zahl der Hauptwohnsitze bei rund 65.300 (dieser Wert war 2021 erst für Anfang der 2030er-Jahre erwartet worden). Nun sagen die Prognosen für 2030 eine Erhöhung auf etwa 67.500 und für 2035 das Erreichen der 70.000 Einwohner-Marke voraus. Die im Vergleich zu 2021 um mehr als 2.000 zusätzlichen Einwohner erklären sich vor allem durch Zuzüge. Die Geburtenbilanz präsentiert sich in den vergangenen Jahren stabil beziehungsweise leicht sinkend.
Relevant für den Masterplan ist die Zahl der Kinder von null bis 14 Jahren: Diese liegt bei rund 9.300 oder 14 Prozent der Gesamtbevölkerung. Laut dem statistischen Jahrbuch 2023 liegt bei den Zählbezirken sowohl bei der Gesamtbevölkerung als auch bei den Null- bis 14-Jährigen die Vogelweide vor Lichtenegg und der Neustadt, gefolgt von den etwa gleichauf liegenden Stadtteilen Pernau und Innenstadt. Geringere Zahlen weisen Puchberg, Schafwiesen, Waidhausen und Oberthan auf.
Betreuungszahlen und -daten
Die Gesamtzahl der Plätze in den städtischen und privaten KBBE liegt in Summe bei maximal 2.708. Dazu kommen 45 in betrieblichen Betreuungsangeboten, bis zu 36 bei Tagesmüttern und 960 in den ganztägig geführten Pflichtschulen (GTS). Nachstehend ein Überblick:
Wels verfügt über 19 Krabbelstuben (acht städtische und zwölf private) mit 34 Gruppen und maximal 335 Betreuungsplätzen für Kinder von 18 Monaten bis drei Jahre. Zehn Plätze fallen nach dem Betreuungsjahr 2024/2025 durch die Auflösung einer provisorischen Gruppe (Expositur) weg. Mit der Eröffnung der privaten KBBE Durisolstraße zum Start des Betreuungsjahres 2025/2026 im heurigen September erhöht sich die Anzahl der Betreuungsplätze um vier Gruppen oder 40 Plätze auf 365. Vorerst konnten in den Krabbelstuben alle Kinder berufstätiger Eltern – gerade noch – untergebracht werden.
In den 24 Kindergärten (15 städtische und neun private) finden Kinder zwischen drei und sechs Jahren in 89 Gruppen maximal 1.844 Betreuungsplätze vor. Provisorien bestehen momentan für insgesamt 69 Plätze in Form einer Expositur (diese wird mit Ende des Betreuungsjahres 2024/2025 aufgelöst) und zwei Raumdoppelnutzungen (Kindergarten und Hort). Die private KBBE Durisolstraße wird ab 2025/2026 sechs Gruppen mit insgesamt maximal 132 Betreuungsplätzen beisteuern und deren Gesamtzahl auf maximal 1.907 erhöhen. Derzeit sind die Kindergärten fast vollständig ausgelastet.
Die sieben Horte (fünf städtische und zwei private) bieten in 28 Gruppen maximal 532 Betreuungsplätze an. Die beiden Provisorien sind bereits bei den Kindergärten (Raumdoppelnutzung) erfasst. Wie berichtet, wird der provisorisch in der Volksschule 4 Pernau untergebrachte Hort mit Ende des Betreuungsjahres 2024/2025 aufgelöst. Die Horte sind jedenfalls momentan vollständig belegt, ebenso die Ganztagsschulen im Volksschulbereich (bei den Mittelschulen sind hingegen viele Plätze frei).
Fazit: Vor allem entlang der künftig stark durch Wohnbau wachsenden Nord-Süd-Achse des Stadtgebietes – konkret in der Neustadt, der Vogelweide, der Innenstadt und Lichtenegg – ist bereits jetzt in allen Betreuungsformen ein teils deutlicher Platzmangel festzustellen.
Elternbefragung
Wie bereits 2021 hatten interessierte Eltern von null- bis sechsjährigen Welser Kindern die Möglichkeit, an einer Online-Umfrage teilzunehmen. Von nicht ganz 9.300 Eingeladenen nahmen rund 1.200 daran teil. Rund 33 Prozent davon meldeten einen künftigen Betreuungsbedarf in einer Krabbelstube, gefolgt vom Hort und Kindergarten mit 29 beziehungsweise 28 Prozent und GTS mit 9 Prozent.
Mit den regelmäßig auch im Kinderbetreuungsatlas der Arbeiterkammer Oberösterreich gelobten Öffnungszeiten (Montag bis Donnerstag 06:30 bis 18:00 Uhr, Freitag 06:30 bis 13:00 Uhr) sind die meisten der Teilnehmenden zufrieden. Lediglich für die Krabbelstuben und Kindergärten besteht der Wunsch, diese auch an Freitagen (wie schon jetzt Montag bis Donnerstag) bis 18:00 Uhr geöffnet zu halten. Abgefragt wurde auch der Bedarf nach Betreuung während der Ferien. Die Ergebnisse lassen den Schluss zu, dass die derzeit bestehenden Angebote jedenfalls beibehalten werden müssen.
Bedarfsprognose
Zusätzlich zur erwarteten weiter steigenden Einwohnerzahl (siehe Abschnitt „Bevölkerungsentwicklung“) lassen auch weitere Kennzahlen auf einen steigenden Bedarf an Kinderbetreuungsplätzen schließen. So werden bis 2030 in Wels-Stadt voraussichtlich rund 3.300 neue Wohneinheiten entstehen. Die steigende weibliche Beschäftigung am Arbeitsmarkt könnte künftig im Sinne der Vereinbarkeit von Beruf und Familie eine Ausweitung des Kleinstkinder-Betreuungsangebotes auf unter 18 Monate nötig machen. Schließlich werden durch die vom Land Oberösterreich schrittweise vorgeschriebenen kleineren Gruppen (maximal 22 Kinder ab 2025/2026 und maximal 21 Kinder ab 2028/2029) insgesamt 126 Betreuungsplätze wegfallen. Daraus – und aus den erwähnten verpflichtenden Auflassungen der provisorischen Unterbringungen – ergibt sich jeweils folgender Bedarf:
Bei den Krabbelstuben sind in den kommenden zwei bis drei Jahren zusätzlich fünf und in den kommenden drei bis fünf Jahren zusätzlich nochmals acht Gruppen nötig. Der Gesamtbedarf bis 2030 liegt also bei 12 zusätzlichen Gruppen mit insgesamt bis zu 120 Betreuungsplätzen in der Neustadt, der Vogelweide, der Innenstadt und Lichtenegg. Der Osten (Pernau und Schafwiesen) ist bis 2030 versorgt, der dortige Bedarf für die Jahre danach ist momentan noch nicht abschätzbar.
Im Bereich der Kindergärten ergibt sich in den kommenden zwei bis drei Jahren ein Zusatzbedarf von zehn und in den kommenden drei bis fünf Jahren von weiteren bis zu zehn Gruppen. Diese Gesamtzahl von 11 bis 17 zusätzlichen Gruppen mit insgesamt von minimal 231 bis zu maximal 357 Betreuungsplätzen bis 2030 ist – neben den erwähnten Ursachen – auch in der erwarteten steigenden Zahl von Integrationskindern begründet. Auch hier geht es um die Neustadt, die Vogelweide, die Innenstadt und Lichtenegg, für Pernau und Schafwiesen gilt der gleiche Befund wie bei den Krabbelstuben.
Die Horte wurden im Zuge dieses Masterplans erstmals gemeinsam mit den Betreuungsplätzen in den Ganztagsschulen (GTS) behandelt. Hier besteht ebenfalls Ausbaubedarf entlang der Nord-Süd-Achse Neustadt/Vogelweide/Innenstadt/Lichtenegg. Dieser soll – entsprechend der Vorgaben des Landes Oberösterreich – bis 2030 durch die Schaffung von 270 zusätzlichen GTS-Plätzen abgedeckt werden. Der Wegfall eines Hortes im Osten wird mit dort bestehenden GTS-Plätzen aufgefangen.
Erstmals mitanalysiert wurde die Raumsituation in den städtischen Pflichtschulen. Bei den Mittelschulen, dem Integrativen Schulzentrum und der Polytechnischen Schule ist mittelfristig kein Handlungsbedarf gegeben. Sehr wohl aber bei den Volksschulen: Dort werden sich die momentan vier fehlenden Klassenräume in der Innenstadt (VS 2 Stadtmitte und VS 3 Elfriede-Grünberg-Schule) aufgrund aktueller Prognosen in den kommenden Jahren zwischenzeitig auf sechs erhöhen.
Maßnahmen
Anhand dieses errechneten Bedarfs werden in Wels-Stadt in den kommenden Jahren drei neue Kinderbildungs- und -betreuungseinrichtungen errichtet: Und zwar jeweils eine in der Neustadt beziehungsweise in der Vogelweide, eine weitere in Lichtenegg ist bereits in Bau. Dort werden zusätzlich zwei bestehende Volksschulen zusammengelegt und dafür eine zusätzliche errichtet (alle GTS).
In Lichtenegg verläuft die Errichtung der privaten KBBE Durisolstraße planmäßig. Die Eröffnung der vier Krabbelstuben- und sechs Kindergartengruppen (insgesamt bis zu 172 Plätze) ist zum Start des Betreuungsjahres 2025/2026 im heurigen September vorgesehen.
Jeweils vier Krabbelstuben- und Kindergartengruppen (insgesamt bis zu 128 Plätze) werden in der Neustadt benötigt. Bis zu 118 davon könnte mit drei Krabbelstuben- und vier Kindergartengruppen ein Projekt eines privaten Trägers abdecken. Dieses ist derzeit in einem frühen Planungsstadium und sollte im Idealfall zum Start des Betreuungsjahrs 2027/2028 in Betrieb gehen.
Die Vogelweide wird schließlich fünf Krabbelstuben- und je nach Wohnbauentwicklung vier bis zehn Kindergartengruppen (insgesamt bis zu 134 beziehungsweise bis zu 260 Plätze) brauchen. Einen Teil davon könnte ein geplanter städtischer Neubau im wachsenden Wohngebiet Wispl beherbergen. Ein Teil der Voraussetzungen dafür schuf der Gemeinderat heuer mit jeweils einstimmigen Beschlüssen für den Grundstücksankauf im Jänner und die nötigen Änderungen des Flächenwidmungsplanes und des Örtlichen Entwicklungskonzeptes im Februar. Die Kapazität dieser KBBE richtet sich nach der genauen Grundstücksgröße und wird noch errechnet. Aufgrund der erwähnten vom Land vorgegebenen Verkleinerung der Gruppengrößen wird eine Eröffnung zum Start des Betreuungsjahrs 2028/2029 angepeilt.
Im Bereich der Schulen ist für Lichtenegg ebenfalls für 2028/2029 die Errichtung einer neuen Volksschule 10 Wels-West mit rund 120 GTS-Plätzen vorgesehen. Gleichzeitig wird die derzeit noch bestehende Volksschule 10 mit der benachbarten Volksschule 11 Lichtenegg fusioniert. Diese wird statt derzeit gemeinsam 26 nur mehr 20 Klassen umfassen, was wiederum freie Raumkapazitäten für 150 GTS-Plätze schaffen wird.
Aktuelle Entwicklungen
Verschwindend gering wären für die Stadt Wels die Auswirkungen des von der neuen Bundesregierung geplanten zweiten verpflichtenden Kindergartenjahres: Bereits jetzt besuchen österreichweit zwischen 96 und 97 Prozent der Vierjährigen eine Kinderbetreuungseinrichtung. Es kann davon ausgegangen werden, dass Wels nicht weit von diesem Bundestrend abweicht. Die Steigerungen bei den Kinderzahlen dürften sich daher im niedrigen zweistelligen Bereich bewegen.
Zitate
Bürgermeister Dr. Andreas Rabl: „Wels hat in den letzten Jahren Millionen in die Kinderbetreuung investiert mit dem erklärten Ziel, für jedes Kind einen Kindergartenplatz zu schaffen. Diesen Weg werden wir fortsetzen. Mit diesem Masterplan wissen wir genau, wo zukünftig ein Bedarf entstehen wird.“
Bildungsreferent Vizebürgermeister Mag. Klaus Schinninger: „Bildung und Betreuung gehören ganzheitlich und altersübergreifend gedacht: Deswegen behandelt der nun vorliegende Masterplan erstmals Kinderbetreuung und Schulen gemeinsam. Auf dieser Basis kann die Stadt Wels den Bildungsstandort in den kommenden fünf Jahren zum Wohle unserer Kinder weiterentwickeln.“