Wels erweitert Museumsangebot mit historischen Panoramen
Was fĂŒr ein Panorama!?
Der heute so vertraute Begriff entstand als Kunstwort um 1800. Es setzt sich aus zwei griechischen Wörtern zusammen: âpanâ â âhoramaâ bedeutet âallesâ â âsehenâ. Es bezeichnete zunĂ€chst nur eine besondere Form eines GemĂ€ldes: NĂ€mlich das Rundpanorama mit seinem 360 Grad-Rundblick. Diese besondere Form der Darstellung von Landschaften und StĂ€dten entwickelte sich Ende des 18. Jahrhunderts. Im Laufe der Zeit wurde der Wortgebrauch zum Muster, um Seherfahrungen zu beschreiben, aber auch, um allgemeine VerhĂ€ltnisse oder LebensumstĂ€nde zu schildern.
Das Sterrer-Panorama
Das Sterrer-Panorama bietet einen 360 Grad-Rundblick auf Wels im Jahre 1851 und entspricht daher dem Wort in der oben beschriebenen ursprĂŒnglichen Bedeutung. Der Welser KĂŒnstler Josef Sterrer (1807-1888) schuf das RundgemĂ€lde vom Kirchturm der evangelischen Kirche in der BahnhofstraĂe aus. Dadurch blickt der Betrachter aus erhöhter Position auf die dargestellte Stadt.
Der KĂŒnstler hatte bei seinem Vater das Tischlerhandwerk erlernt und erhielt spĂ€ter seine Ausbildung zum akademischen Maler bei Ferdinand Georg WaldmĂŒller in Wien. 1848 ĂŒbersiedelte Sterrer nach Eferding, wo er ein Gasthaus erwarb. Er richtete eine Malschule ein, die spĂ€ter nach Linz verlegt wurde. Sein Sohn Karl schlug in Wien ebenfalls eine kĂŒnstlerische Laufbahn ein und wurde Bildhauer. Einige Jahre nach dem Tod seines Vaters spendete er das Panorama 1897 der Stadt Wels.
Im Original hat das Panorama eine LĂ€nge von 2,60 Metern, fĂŒr die PrĂ€sentation wurde es um 580 Prozent auf 15 Meter vergröĂert. Dadurch ist es jetzt möglich, viele Einzelheiten des GemĂ€ldes besser zu erkennen. An insgesamt zehn Punkten veranschaulichen zusĂ€tzliche Informationen die VerĂ€nderung der Stadt in den vergangenen 170 Jahren. Mittels Augmented Reality bietet eine zusĂ€tzliche digitale Bildebene den Besuchern mit Animationen, Filmen und Hinweisen eine attraktive und unterhaltende ErgĂ€nzung ĂŒber das Smartphone.â
Das Kaiser-Panorama
Das Welser Kaiser-Panorama gehört zu den wenigen weltweit noch original erhaltenen stereoskopischen Rundpanoramen. In Ăsterreich ist es sogar das einzige! Die kolorierten Stereofotografien auf Glas vermitteln einen dreidimensionalen Seheindruck, und das fĂŒr bis zu 25 Personen gleichzeitig. Zuletzt mehr als zwei Jahrzehnte lang im Medienkulturhaus (PollheimerstraĂe 17) untergebracht, hat das Kaiser-Panorama nun im Stadtmuseum Burg eine passende HeimstĂ€tte gefunden.
Die Bilderserien umfassen jeweils 50 Ansichten und werden wie bisher monatlich oder zweimonatlich gewechselt. Gestartet wird von Freitag, 27. September bis Sonntag, 3. November traditionell mit der Serie âWels Iâ. Von Dienstag, 5. November bis Sonntag, 1. Dezember zeigt das Kaiser-Panorama âNeapel. Ausgrabungen von Pompejiâ, danach gibt es ĂŒber den Jahreswechsel von Dienstag, 3. Dezember bis Sonntag, 2. Februar Ansichten aus âNeapel. Amalfi. Capri.â zu sehen.
Solche stereoskopischen Rundpanoramen illusionieren das Publikum seit der zweiten HĂ€lfte des 19. Jahrhunderts in nahe und ferne Weltgegenden. Auf diese Weise transportierten diese Medien damals auch Informationen des öffentlichen Geschehens. Anders als bei den heutigen digitalen Meldungen in Echtzeit vergingen damals natĂŒrlich einige Wochen zwischen dem Ereignis und dessen PrĂ€sentation im Panorama. Dennoch besaĂen diese schon den Charakter der spĂ€teren Wochenschau in den Kinos und gelten daher als VorlĂ€ufer der Kinematografie.
Bereits 1866 war eine derartige Bildermaschine in den StĂ€dten der österreichischen Monarchie zu sehen. Die damalige groĂe Nachfrage bewegte den Deutschen August Fuhrmann im Jahr 1883 zur GrĂŒndung des Unternehmens âKaiser-Panoramaâ. Um 1910 fanden sich bereits in mehr als 250 StĂ€dten Filialen mit einem Bildvorrat von mehr als 100.000 Glasstereoskopien. Wichtig: Auch wenn Fuhrmann bei seinen Fotografien den Anspruch auf wissenschaftliche ObjektivitĂ€t stellte, so wurden die Bilder aus europĂ€ischer Sicht und aus dem Blickwinkel der Kolonisation aufgenommen.
Das Ende des Ersten Weltkriegs 1918 brachte bekanntlich unter anderem den Zusammenbruch der Donaumonarchie und des Deutschen Kaiserreiches mit sich. Auch die folgerichtige Umbenennung des Unternehmens in âWeltpanoramaâ konnte den schleichenden Niedergang durch die immer stĂ€rker werdende Konkurrenz durch die Kinos nicht aufhalten. 1923 trennte sich GrĂŒnder Fuhrmann von seinem Lebenswerk, die Weltpanorama AG ĂŒbernahm die Agenden. In Ăsterreich ĂŒberstanden die Filialen Wels, Graz und Wien die kritische Phase, aber auch hier kam das Ende spĂ€testens 1955.
Das Welser Kaiser-Panorama gastierte erstmals 1897 in der Stadt, nĂ€mlich am Stadtplatz (der damals auch als Marktplatz diente). Seit 1903 war es dauerhaft in Wels installiert, und zwar zunĂ€chst im 1. Stock des âRehak-Hausesâ an der Ecke Schmidtgasse 1/Stadtplatz 38. Rund ein Jahr spĂ€ter erfolgte der Wechsel in das Haus Stadtplatz 10. Von 1912 bis zur Einstellung 1954 war der stereoskopische Salon an der Adresse RingstraĂe 35 (damals Untere RingstraĂe 1) beheimatet, seit 1955 gehört der âGuckkastenâ dem Stadtmuseum. Nach mehr als vier Jahrzehnten kam er nach einer Restaurierung durch den Verein Medienmuseum Wien von Oktober 1998 bis JĂ€nner 1999 sowie bei der Landesausstellung 2000 zum Einsatz. Dank einer Spendenaktion und der Finanzierung durch die Stadt war das Panorama von 2002 bis 2024 zumeist einmal wöchentlich im Medienkulturhaus in Betrieb.â
Allgemeines
Zu sehen sind die beiden Panoramen im Stadtmuseum Burg bei der offiziellen Eröffnung am Donnerstag, 26. September um 19:00 Uhr sowie zu den ĂŒblichen Ăffnungszeiten: Diese sind Dienstag bis Freitag von 10:00 bis 17:00 Uhr, Samstag 14:00 bis 17:00 Uhr sowie Sonn- und Feiertag 10:00 bis 16:00 Uhr. NĂ€here allgemeine Infos finden Interessierte unter wels.at/stadtmuseum im Internet.
Tag des Denkmals
Diese Zeiten gelten auch fĂŒr den Tag des Denkmals am Sonntag, 29. September: Ausgehend von der Burg bietet an diesem Tag um 14:00 Uhr eine StadtfĂŒhrung unter dem Motto âAlte HĂ€user in neuem Glanzâ anhand ausgewĂ€hlter GebĂ€ude Infos zur Architektur der Wohn- und GeschĂ€ftshĂ€user sowie der Arbeitsweise der handwerklichen Restaurierung und Denkmalpflege. Geschichte(n) aus der Vergangenheit des Handwerks in Wels ergĂ€nzen den Rundgang.
In der archĂ€ologischen Sammlung in den Minoriten (Minoritenplatz 4) werden um 10:30 Uhr unter dem Titel âMinerva und Vulcanus lassen grĂŒĂenâ Handwerksberufe von der Jungsteinzeit bis zur Römerzeit vorgestellt. Weitere Informationen zum bundesweiten Programm des alljĂ€hrlich stattfindenden Tages des Denkmals sind unter tagdesdenkmals.at im Internet ersichtlich.
Lange Nacht der Museen
DarĂŒber hinaus sind die panoramahaften NeuzugĂ€nge natĂŒrlich auch bei der Langen Nacht der Museen am Samstag, 5. Oktober ab 18:00 Uhr im Einsatz. Bis Mitternacht gibt es dabei in der Burg neben der Dauerausstellung âWels. Geschichte einer Stadtâ auch eine Zusammenstellung historischer Filmaufnahmen von Wels von 1925 bis 1985 zu sehen. Auf die kleinen Besucher wartet unter dem Motto âDas macht die Suppe nicht fett!â eine RĂ€tselrallye.
Eine solche gibt es an diesem Abend auch in den Minoriten (Minoritenplatz 4), und zwar unter dem Titel âErstaunliches Entdeckenâ. Erwachsene GĂ€ste können neben der Dauerausstellung zur Entwicklung von Wels von der Steinzeit ĂŒber die Römerzeit bis zum frĂŒhen Christentum auch eine kleine Sonderausstellung bestaunen. Unter dem Motto âNeues Entdeckenâ prĂ€sentieren die ArchĂ€ologinnen des Museums Objekte aus dem Depot und stehen fĂŒr Fragen und AuskĂŒnfte zur VerfĂŒgung.
Ein regionales Ticket kostet fĂŒr Erwachsene 6 Euro, fĂŒr Kinder unter zwölf Jahren ist es gratis. FĂŒr nĂ€here AuskĂŒnfte steht die Dienststelle Kulturservice per E-Mail unter burgwels@wels.gv.at oder unter Tel. +43 7242 235 7350 gerne zur VerfĂŒgung. Weitere Informationen gibt es auch auf der Website langenacht.orf.at/state/bl/oberoesterreich im Internet.
Ăbrigens: Das Stadtmuseum ist stets auf der Suche nach Kulturvermittlern fĂŒr beide Standorte! Voraussetzungen dafĂŒr sind das Interesse fĂŒr geschichtliche ZusammenhĂ€nge und die Bereitschaft, dieses Wissen gerne an Kinder und Jugendliche unterschiedlichen Alters weiterzugeben. Interessierte können sich per E-Mail unter m@wels.gv.at oder unter Tel. +43 7242 235 7350 melden.
Zitate
BĂŒrgermeister Dr. Andreas Rabl: âDas Kaiser-Panorama ist ein absolutes GlanzstĂŒck der Geschichte unserer Stadt. Es gewĂ€hrt uns nicht nur einen Blick auf das frĂŒhere Wels, es entfĂŒhrt uns beispielsweise Anfang Dezember ins italienische Kampanien, mit Bildern aus Neapel und der AmalfikĂŒste. Eine kleine Reise quasi durchs Guckloch. Unser Kaiserpanorama ist, ebenso wie das Sterrer-Panorama, immer einen Besuch wert.â
Stadtrat Dr. Martin Oberndorfer (Wirtschaft und Wissen): âDas Kaiser-Panorama und das vergröĂerte Sterrer-Panorama haben nun im Stadtmuseum Burg eine dauerhafte Bleibe gefunden und ergĂ€nzen das dortige Angebot ideal. Die ganze Familie kann sich auf diese Weise ein Rundum-Bild machen, wie es in Wels und anderswo in frĂŒheren Zeiten ausgesehen hat. SelbstverstĂ€ndlich sind die neuen Attraktionen auch beim Tag des Denkmals und der Langen Nacht der Museen im Einsatz.â
Bildhinweise: Stadt Wels (bei Nennung Abdruck honorarfrei).