Wels feiert 15 Jahre Herminenhof Neu
Programm
Die im Herminenhof beheimateten Kultur- und Wissenseinrichtungen des Landes Oberösterreich und der Stadt Wels gestalten gemeinsam einen abwechslungsreichen Abend. Die Landesmusikschule umrahmt die Festreden mit einer musikalischen SoirĂ©e: Es treten ein Brassensemble mit einer UrauffĂŒhrung sowie ein Streicher-, ein Vocal- und ein Gitarrenensemble auf. Weiters gibt es die Klavierperformance â8 HĂ€ndeâ (ebenfalls mit einer UrauffĂŒhrung), die âDouble Readersâ, Volksmusik sowie zum Ausklang (Small Talk beim Buffet) eine Jazzformation zu hören. Mag. Michael Kitzmantel vom Stadtarchiv informiert in einem Kurzvortrag ĂŒber die Geschichte des Hauses und das Archiv.
Anmeldungen fĂŒr den Festakt sind bis Freitag, 21. MĂ€rz per E-Mail an ms-wels.post@ooe.gv.at oder unter Tel. +43 7242 44 185 möglich!
Historie
Die ereignisreiche Geschichte des Hauses hatte der Musealverein Wels zur damaligen Eröffnung in einer Festschrift aufgearbeitet. Der Ă€lteste Teil des heutigen Kulturzentrums â nĂ€mlich der Eingangsbereich â stammt aus der Zeit um die Wende zum 19. Jahrhundert, das heutige Erscheinungsbild entstand in dessen zweiter HĂ€lfte. Das GebĂ€ude diente als Fabrik fĂŒr Kattun (Baumwollgewebedruck), Ăl, Ăfen, Pappe und Decken sowie als Winterquartier des Circus Henry aus Berlin. Der Vorname der Gattin von Zirkusdirektor Heinrich Koschke stand Pate fĂŒr die Bezeichnung Herminenhof.
Seit 1930 befindet sich der Komplex im Eigentum der Stadt Wels. Das Bauwerk wurde als Lager des Freiwilligen Arbeitsdienstes, in der NS-Zeit unter anderem als Unterkunft fĂŒr die Wehrmacht sowie nach Kriegsende von der US Army genutzt. SpĂ€ter beherbergte es eine GeldfĂ€lscher-Werkstatt (!), Betriebe verschiedenster Branchen und den Magazinraum der Freiwilligen Feuerwehr. Die letzten Mieter wurden in den 1990er-Jahren im Zuge der damals bereits geplanten Sanierung abgesiedelt.
(Anmerkung: Der Name Herminenhof bezog sich ursprĂŒnglich nur auf das zweistöckige Herrenhaus, in dem sich heute die stĂ€dtische Kinderbildungs- und -betreuungseinrichtung befindet. Dieses GebĂ€ude feiert heuer den 300. Geburtstag, Details dazu folgen zeitgerecht!)
Umbau
Die Ideen fĂŒr eine Neunutzung umfassten in den 1990er-Jahren unter anderem ein AmtsgebĂ€ude fĂŒr den SanitĂ€ts- und GebĂ€udehilfsdienst, ein Haus der stĂ€dtischen Seniorenbetreuung oder einen E-Business-Park. Auch eine Ăbersiedelung des damaligen Vogelparks (heute Zoo) Schmiding unter Einbindung des benachbarten Tiergartens war diskutiert worden.
Schlussendlich setzte sich aber die Idee eines âMusik- und Bildungszentrums Herminenhofâ des damaligen Landesmusikdirektors Konsulent Prof. Walter Rescheneder durch. Von der Ausschreibung des Architektenwettbewerbes 2003 bis zur Fertigstellung 2010 bestand die groĂe Herausforderung, Altes mit Neuem zu verbinden. Die Errichtungskosten beliefen sich auf rund 14,5 Mio. Euro, wobei sich das Land Oberösterreich und der Bund beteiligten.
Gegenwart
Heute beherbergt das 5.600 Quadratmeter groĂe Kulturzentrum Herminenhof folgende Kultur- und Wissenseinrichtungen:
Landesmusikschule Wels: Diese ist mit mehr als 2.000 SchĂŒlern und 65 aktiven Lehrern die gröĂte in Oberösterreich. Die frĂŒhere stĂ€dtische Musikschule, die 1980 in das seit 1977 bestehende Landesmusikschulwerk eingegliedert wurde, war seit 1909 im Schloss Polheim untergebracht. Der Betrieb hat dort schon lĂ€nger unter den beengten PlatzverhĂ€ltnissen gelitten. Der Umzug in den renovierten Herminenhof schuf die Voraussetzungen fĂŒr einen modernen, zeitgemĂ€Ăen Musikunterricht.
StadtbĂŒcherei Wels: Diese besteht seit 1890 und ist eine der Ă€ltesten VolksbĂŒchereien Ăsterreichs. Bis 1904 war sie im nun ehemaligen AmtsgebĂ€ude II in der Pfarrgasse 25 untergebracht, anschlieĂend im Haus Stadtplatz 55. 1973 erfolgte die Ăbersiedelung in die StelzhamerstraĂe 16/18. Der dort akute Platzmangel wurde mit der Ăbersiedelung in die topmodernen RĂ€umlichkeiten im Herminenhof mehr als behoben. Die frĂŒher bestehenden Zweigstellen in diversen Stadtteilen wurden nach und nach durch den 1985 eingefĂŒhrten BĂŒcherbus â und dieser wiederum 2020 durch den Wissensbus â ersetzt.
Stadtarchiv Wels: Dessen AnfĂ€nge reichen bis in das 14. Jahrhundert zurĂŒck. Nach Stationen im Rathaus, in der StelzhamerstraĂe (ehemaliges Kinderasyl, heute eww Gruppe), in den Minoriten und in der Alten Sparkasse in der PollheimerstraĂe (heute Medienkulturhaus) wurden 1975 die adaptierten RĂ€ume im Haus Stadtplatz 55 bezogen. Der Zuwachs an jĂŒngeren BestĂ€nden machte von 1985 an insgesamt fĂŒnf AuĂendepots nötig. Im Herminenhof stehen dem Archiv moderne und groĂzĂŒgige RĂ€umlichkeiten fĂŒr Nutzer und Mitarbeiter zur VerfĂŒgung. Die Unterbringung der Archivalien in drei unterirdischen klimatisierten DepotrĂ€umen gewĂ€hrleistet anhaltenden Schutz der wertvollen Quellen.
Anmerkung: Von 2010 bis 2020 war auch die GeschĂ€ftsstelle der Volkshochschule der Stadt Wels hier angesiedelt, mittlerweile ist diese im AmtsgebĂ€ude Greif (RainerstraĂe 2) zu finden.
Zitate
Kulturreferent Landeshauptmann Mag. Thomas Stelzer: âDas Kulturzentrum Herminenhof hat sich in den vergangenen 15 Jahren sehr gut entwickelt. Dort sorgen nicht nur die ĂŒber 2.000 SchĂŒlerinnen und SchĂŒler der Landesmusikschule fĂŒr schöne KlĂ€nge. Gemeinsam mit der StadtbĂŒcherei und dem Stadtarchiv, die auch hier untergebracht sind, ist es ein echtes Haus der Kultur und des Wissens. Ich gratuliere zum âhalbrundenâ JubilĂ€um und freue mich auf viele weitere Jahre.â
BĂŒrgermeister Dr. Andreas Rabl: âAls Baureferent in der Projektendphase sind mir die groĂen Herausforderungen beim Umbau des historischen GebĂ€udes noch in guter Erinnerung. Eineinhalb Jahrzehnte spĂ€ter freue ich mich ĂŒber ein unverĂ€ndert strahlendes SchmuckstĂŒck als HeimstĂ€tte fĂŒr die Landesmusikschule (die ich am alten Standort im Schloss Polheim selbst besucht habe), die StadtbĂŒcherei und das Stadtarchiv. Lieber Herminenhof: Alles Gute zum 15. Geburtstag!â
Kulturreferentin VizebĂŒrgermeisterin Christa Raggl-MĂŒhlberger: âIch verbinde viele schöne Erlebnisse mit dem Kulturzentrum Herminenhof, sei es als Gast bei einer der zahlreichen kulturellen Veranstaltungen oder selbst als SchĂŒlerin der Landesmusikschule bei einem Vortragsabend. Wels kann stolz sein, so ein modernes und top ausgestattetes Zentrum fĂŒr Musik, Kultur und Wissen zu haben. Ich wĂŒnsche dem Herminenhof noch viele weitere Jahre voller Leben und freue mich schon auf meinen nĂ€chsten Besuch!â
Stadtrat Dr. Martin Oberndorfer (Wirtschaft und Wissen): âWer in der groĂen Auswahl den richtigen Lesestoff fĂŒr sich sucht oder einfach nur schmökern will, der kann dies seit 15 Jahren in den lichtdurchfluteten und wirklich schönen RĂ€umlichkeiten der StadtbĂŒcherei im Herminenhof tun. Das einzigartige Ambiente aus moderner Architektur und erhaltenswerter historischer Bausubstanz ist fĂŒr Besucher viel einladender als die vergleichsweise dĂŒstere und beengte alte Hauptstelle in der StelzhamerstraĂe. Das Stadtarchiv kann im Herminenhof seine wertvollen historischen SchĂ€tze nicht nur fachgerecht lagern, sondern auch kundenfreundlich den Nutzern zur VerfĂŒgung stellen. Insgesamt ist die Sanierung und sinnvolle Nutzung dieses zentralen historischen GebĂ€udekomplexes beispielgebend!â
Dir. Kons. Martina Franke MA (Leiterin Landesmusikschule Wels): â15 Jahre musisches Zentrum Herminenhof: Die Landesmusikschule Wels steht fĂŒr die Ăberzeugung, dass Musik eine universelle Sprache ist, die Menschen verbindet und bereichert. Unser Ziel war es von Anfang an, eine Umgebung zu schaffen, in der jeder die Möglichkeit hat, seine musikalischen FĂ€higkeiten zu entdecken und zu entfalten. Ob AnfĂ€nger oder Fortgeschrittener, jung oder alt â hier findet jeder seinen Platz und die UnterstĂŒtzung, die er benötigt, um seine musikalischen TrĂ€ume zu verwirklichen.â
Bildhinweise: Stadtarchiv Wels (historische Bilder) beziehungsweise Stadt Wels (ĂŒbrige Fotos). Bei Nennung Abdruck jeweils honorarfrei).