Wels stellt seine Klimastrategie vor
Anlass und Zielsetzung
Die Stadt Wels sieht sich â wie viele urbane RĂ€ume â mit den zunehmenden Herausforderungen des Klimawandels konfrontiert. Neben dem globalen Anstieg der Durchschnittstemperaturen zeigen sich die Auswirkungen des Klimawandels lokal unter anderem durch die Zunahme von Hitzetagen und TropennĂ€chten sowie verĂ€nderte Niederschlagsmuster und vermehrte Starkregenereignisse.
Um die bereits spĂŒrbaren Folgen des Klimawandels abzumildern und die WiderstandsfĂ€higkeit gegenĂŒber den zukĂŒnftigen Herausforderungen zu stĂ€rken, spielt die Klimawandelanpassung neben dem Klimaschutz eine zentrale Rolle. Ziel der Klimastrategie ist es daher, Wels langfristig als lebenswerten Ort zu erhalten, Risiken frĂŒhzeitig zu erkennen und Handlungsfelder zur Anpassung zu definieren.
Die Klimastrategie basiert auf einer Verwundbarkeitsanalyse. Diese zeigt auf, welche Bereiche innerhalb der Stadt Wels besonders betroffen von den Auswirkungen des Klimawandels sind und in welchen Feldern Handlungsmöglichkeiten bestehen. Diese âBetroffenheitenâ erarbeiteten die beauftragten externen Experten unter Einbindung interner Fachexperten aus der Stadtverwaltung.
Klimatische Entwicklung und lokale Auswirkungen
In Wels steigt die mittlere Jahrestemperatur an, begleitet von einem Anstieg an WĂŒsten-, Hitze- und Sommertagen sowie einem RĂŒckgang der Frost- und Eistage. Laut Ăsterreichischen Klimaszenarien aus dem Jahr 2015 (ĂKS15) ist in Oberösterreich bis zum Ende des Jahrhunderts je nach Emissionspfad mit einem Temperaturanstieg zwischen plus 2,3 und 3,9 Grad Celsius zu rechnen.
Eine von der GeoSphere Austria im Auftrag des Landes Oberösterreich durchgefĂŒhrte Regionalklimaanalyse aus dem Jahr 2021 unterstĂŒtzt die Stadt Wels dabei, besonders belastete Stadtbereiche im Hinblick auf gefĂŒhlte Temperaturen zu identifizieren sowie regionale KaltluftabflĂŒsse auszuweisen. Die Ăberlagerung der modellierten gefĂŒhlten Temperatur mit Aufenthaltsorten â wie Haltestellen des öffentlichen Verkehrs oder Freizeiteinrichtungen â ermöglicht es, jene Bereiche zu definieren, in denen aufgrund der hohen thermischen Belastung vorrangig AnpassungsmaĂnahmen erforderlich sind.
Strategischer Rahmen
Die Klimastrategie Wels orientiert sich an ĂŒbergeordneten politischen Vorgaben: Die Nationale Anpassungsstrategie 2024 enthĂ€lt 14 Handlungsfelder (von Gesundheit ĂŒber Raumplanung bis BiodiversitĂ€t), die Klimastrategie Oberösterreich 2023 definiert zwölf AktivitĂ€tsfelder (etwa fĂŒr Gemeinden und Raumordnung), und das Austrian Panel on Climate Change (APCC) stellt die wissenschaftliche Grundlage fĂŒr MaĂnahmen auf lokaler Ebene dar.
Vorgehen und Analyse
Wie bereits erwĂ€hnt, basiert die Klimastrategie Wels auf einer Verwundbarkeitsanalyse in sechs Themenfeldern: Gesundheit/Soziales, Katastrophenmanagement/Kritische Infrastruktur/Wasserversorgung/Wasserwirtschaft, Verkehrsinfrastruktur/MobilitĂ€t, GrĂŒn- und FreirĂ€ume/Ăkosysteme/BiodiversitĂ€t, Raumplanung/Stadtentwicklung/Bauen/Wohnen/Betriebe sowie Freizeit/Tourismus/Kultur.
Die Analyse beruht auf der Bewertung von Betroffenheit (Wie stark wirkt sich der Klimawandel in der Stadt Wels aus?) und AnpassungskapazitĂ€t (Wie gut kann die Stadt Wels darauf reagieren?). Aus diesen beiden Faktoren ergibt sich eine Einordnung der Verwundbarkeit in die Kategorien niedrig â mittel â hoch. FĂŒr die Bewertungen wurden verfĂŒgbare Daten (wie z. B. TemperaturverlĂ€ufe) sowie EinschĂ€tzungen aus den Workshops mit den Fachexperten vor Ort herangezogen.
Ergebnis und Handlungsfelder
Auf Basis der Analyseergebnisse wurden neben ĂŒbergeordneten Zielen insgesamt 13 zentrale Handlungsfelder in den genannten sechs Themenbereichen zur Klimaanpassung fĂŒr Wels definiert:
GesundheitsprÀvention an Hitzetagen
Schutz und UnterstĂŒtzung besonders gefĂ€hrdeter Gruppen
Schwerpunkt Bewusstseinsbildung (Hilfe zur Selbsthilfe)
Schwerpunkt VersickerungsfÀhigkeit und Entsiegelung
Regenwassermanagement und nachhaltige BewÀsserung
Klimaangepasste technische Infrastruktur
Klimaangepasste öffentliche RÀume und Verkehrsinfrastruktur
Schwerpunkt BiodiversitÀtsförderung
Klimafitte Gestaltung von GrĂŒnrĂ€umen
Klimarelevante Grundlagen und Vorgaben
Klimafitte GebÀudegestaltung
Förderungsorientiertes Planen und Bauen
Klimaangepasste Freizeiteinrichtungen und VeranstaltungsstÀtten
Die Strategie wird als lebendiges Dokument verstanden. In diesem Sinne soll sie regelmĂ€Ăig ĂŒberprĂŒft und an neue wissenschaftliche Erkenntnisse, eventuelle Vorbilder aus anderen Kommunen (Stichwort âHitzekĂŒmmererâ) sowie sich verĂ€ndernde Rahmenbedingungen angepasst werden.
Zitate
BĂŒrgermeister Dr. Andreas Rabl: âAus der vorliegenden Klimastrategie ergeben sich zahlreiche Handlungsfelder, um die Stadt Wels in eine klimafreundliche Zukunft zu fĂŒhren. Damit leisten wir nicht nur einen wichtigen Beitrag fĂŒr unsere BĂŒrger, sondern sind auch ein Vorbild fĂŒr andere StĂ€dte und Gemeinden, einen derartigen Prozess zu starten.â
Stadtrat Thomas Rammerstorfer (Umwelt- und Klimaschutz): âEin intensiver Arbeitsprozess liegt hinter uns, und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Die Stadt Wels und ihre politischen Akteure haben nun eine gemeinsame Faktenbasis und ein gemeinsames Ziel: Den Auswirkungen des Klimawandels auf allen Ebenen zu begegnen. Freilich sind wir mit der Strategie nicht am Ziel, aber wir mĂŒssen auch nicht ganz bei null anfangen, es ist ja â Stichwort Volksgarten â schon einiges auf den Weg gebracht. Nun heiĂt es dranbleiben fĂŒr ein lebenswertes, ökologisches und sicheres Wels."
Im Bild (v.l.): Baudirektor Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pichler, Klima- und Umweltschutzbeauftragte Birgitt Wendt, Stadtrat Thomas Rammerstorfer, Gloria Faltl, MSc. (Rosinak & Partner) und BĂŒrgermeister Dr. Andreas Rabl.
Bildhinweis: Stadt Wels